Magazin · Tierschutz aktiv · 8. Mai 2024 · 5 Min. Lesezeit
Zwischen Bergrettung und Fütterung: Alltag eines griechischen Tierschützers
Nahe der Hafenstadt Kavala in Nordgriechenland kämpft ein Mann seit über 20 Jahren unermüdlich für das Wohl heimatloser Hunde und Katzen. Mit seinem Engagement und seiner Aufopferungsbereitschaft für Straßentiere in Not hat Kostas sich einen Namen gemacht. Wir haben den Tierschützer einen Tag lang begleitet und mit ihm über die größten Herausforderungen der Tierschutzarbeit in Griechenland gesprochen.
Einen ganzen Tag begleiten wir Tierschützer Kostas aus Griechenland bei seiner Arbeit. Foto: VETO
Kostas winkt uns freundlich aus seinem Fahrzeug zu, als er in die Straße einbiegt, an der wir mit ihm verabredet sind. „Animal Rescue“ steht auf der Seite des Autos, mit dem Kostas in jeder freien Minute unterwegs ist, um Straßentiere zu versorgen und zu retten. Seine Arbeit ist kräftezehrend, emotional und körperlich belastend und manchmal sogar gefährlich. Wir möchten erfahren, wie der Alltag eines Tierschützers in Griechenland aussieht. Kostas nimmt uns heute mit, damit wir hautnah erleben können, wie der Grieche Tag für Tag Tieren in Not zur Seite steht.
Straßentiere überleben dank Futterstellen
Kostas Schützlinge sind nicht in einem Tierheim untergebracht, sondern leben in verschiedenen Revieren, wo er sie verlässlich und regelmäßig versorgt. Kranke oder verletzte Hunde und Katzen finden zusätzlich Obhut auf einer privaten Pflegestelle. Heute zeigt uns Kostas seine Futterstellen.
Die erste liegt mitten im Wald. Mit dem Auto fahren wir einen unbefestigten Weg entlang bis auf einen Hügel und sehen schon aus der Ferne einige große Hunde. Liebevoll wird das Gebiet „Kostas Wäldchen“ genannt und genauso wirkt es auch auf uns: Die Hunde, die hier leben, erkennen Kostas Fahrzeug sofort und laufen schwanzwedelnd auf uns zu. Viele Tiere lassen sich streicheln und freuen sich über unseren Besuch, andere bleiben lieber auf Abstand. Doch als Kostas einmal laut pfeift, kommen auch die zurückhaltenden Hunde angelaufen, denn sie wissen, dass es nun Futter gibt.
Die Futterstelle im Wald sieht aus wie ein kleines Dorf für Hunde. Überall stehen Holzhütten, die Kostas eigenhändig für die Tiere gebaut hat. Sie schützen vor Wind und Kälte, spenden im Sommer aber auch Schatten. Beim Anblick der Hütten wird uns klar, wie viel zusätzliche Zeit und Mühe Kostas in seine Tierschutzarbeit steckt, denn jede einzelne ist sorgfältig und stabil gezimmert worden. Für die Hunde bedeuten diese Unterschlüpfe mehr Lebensqualität und Sicherheit.
Kostas zeigt uns ein Metallgestell, in dem er mehrere Wasserkanister aufbewahrt. Hier zapft er frisches Trinkwasser für die Hunde und füllt alle Näpfe auf. Im Sommer, wenn es sehr heiß ist, muss er die schweren Kanister jeden Tag auswechseln, denn die Hunde trinken bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius sehr viel. Die neuen Kanister transportiert er dann mit seinem Fahrzeug bis in den Wald und trägt sie anschließend einzeln – ein Kraftakt, der bei heißen Temperaturen an die Substanz geht.
Rüde Hektoras gehört zu den zutraulichen Hunden im Wald. Foto: VETO
„Hier im Wald ist der sicherste Ort für die Hunde,“ erklärt uns Kostas. „Es gibt keine Menschen in der Gegend und jeden Tag kann ich mich um sie kümmern. Alle Hunde hier sind kastriert.“ Die Hunde in Kostas Wäldchen sind Herdenschutzhunde, deren Futterbedarf größer ist als der anderer Rassen. Futterspenden sind für Kostas Tierschutzarbeit enorm wichtig. Jeden Monat benötigt er etwa 80 Kilogramm Trockenfutter für die Hunde und 60 Kilogramm für Straßenkatzen.
Tierschutz in Griechenland wirkt
Seit 2004 ist Kostas Tierschützer mit Leib und Seele. Damals konnte er das Leid der vielen Straßentiere in seiner Heimat nicht länger mit ansehen und begann zu helfen. Zunächst waren es nur wenige Tiere in seiner Nachbarschaft, die er versorgte, doch mit den Jahren vergrößerte er seinen Wirkungskreis immer weiter.
Seine Tierschutzarbeit ist nachhaltig und langfristig erfolgreich: Jedes Tier, das sich in einem Revier neu ansiedelt oder dort ausgesetzt wird, fängt Kostas sanft ein und lässt es in einer Tierklinik kastrieren. Sobald das Tier sich erholt hat, setzt er es wieder an der Stelle aus, an der er es eingefangen hat. So ist sichergestellt, dass die freilebenden Hunde und Katzen sich nicht unkontrolliert vermehren.
Mit Lebendfallen fängt Kostas neue Streuner im Revier ein. Foto: VETO
„Im Jahr 2004 waren hier in diesem Areal weit über einhundert Hunde angesiedelt,“ berichtet uns Kostas über die Futterstelle im Wald. „Jetzt sind es 15. Diese Hunde sind bereits die vierte Generation. Sie leben hier als Familie. Und die Gesamtpopulation der Tiere hat durch die Kastrationen abgenommen.“
Auch gesellschaftlich hat sich durch Kostas Einsatz einiges getan in Kavala. Während wir an einer anderen Futterstelle nahe der Stadt Straßenkatzen füttern, bemerken wir, dass Menschen kurz stehenbleiben und über uns reden. Kostas erzählt uns, dass er von älteren Personen leider immer noch belächelt wird und keine Unterstützung erhält, die jüngere Generation hingegen ist interessiert an seiner Tierschutzarbeit und hat längst begriffen, dass Hunde und Katzen fühlende Wesen sind, die unsere Hilfe brauchen.
„Ich hoffe, dass die Einstellung der Menschen zu den Tieren eines Tages besser wird. Das ist unsere Zukunft.“
Stolz berichtet er uns, dass er sogar einmal im Monat ein Tierschutzprojekt für Schulen organisiert. Zwei befreundete Tierschützerinnen erklären den Kindern dann altersgerecht den richtigen Umgang mit Haus- und Straßentieren.
Tierrettung: Kostas in Extremsituationen
Nachdem alle Straßentiere versorgt sind, zeigt uns Kostas eine Besonderheit seiner Tierschutzarbeit. In seiner Heimatstadt Kavala kommt es im Hochsommer manchmal zu Waldbränden oder auch Überflutungen. Außerdem gibt es viele Felsen, an denen Straßentiere in die Tiefe stürzen können. Um Tieren in diesen Notlagen zu Hilfe kommen zu können, hat der deutsche Tierschutzverein Tiere in Not Griechenland Kostas mit Rettungsequipment ausgestattet.
In seinem Fahrzeug zeigt er uns Schwimmwesten für Hunde, Gurtsysteme und verschiedene Lebendfallen. Kostas ist stolz auf seine Ausrüstung und die Möglichkeit, Tieren so das Leben zu retten. Immer wieder trainiert der Grieche für den Ernstfall. Bei unserem Besuch zeigt er uns, wie er einen Hund in den Bergen retten kann. Bei Einsätzen wie diesem bringt sich Kostas selbst in große Gefahr, um Tieren das Leben zu retten.
Trainieren für Notsituationen: So rettet Kostas abgestürzte Tiere. Foto: VETO
Kostenintensive Anschaffungen wie ein Rettungsequipment sind im Tierschutz nur dank Spenden möglich. Kostas deutscher Partnerverein wird durch Futterspenden von VETO unterstützt. Jede Spende beinhaltet automatisch auch eine finanzielle Hilfe, die sogenannte Geld-Prämie. Durch diese Unterstützung können Tierrettungsmaßnahmen und auch andere Tierschutzprojekte realisiert werden.
Im Einsatz für Kater Onyx
Wir verabschieden uns von Kostas und sind stark beeindruckt von seiner Tierschutzarbeit, die er komplett ehrenamtlich ausübt. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: Schon bald wird uns Kostas bei einem tierischen Notfall zu Hilfe kommen.
Zufällig entdecken wir am Abend einen schwarzen Straßenkater, der schwer verletzt ist. Das Tier ist scheu und versteckt sich schnell, sobald wir näher kommen. Wir erinnern uns an Kostas Lebendfallen und bitten ihn, sich dem Tier anzunehmen. Kostas hat Erfolg! Mit Hilfe der Falle und leckerem Katzenfutter als Köder gelingt es ihm, den Kater einzufangen. Er erhält den Namen Onyx.
Vermutlich wurde Onyx Opfer eines Verkehrsunfalls. Foto: VETO
Sofort fährt Kostas mit Onyx in die Klinik, wo zwei schwere Knochenbrüche an den Hinterbeinen festgestellt werden. Vermutlich wurde der Kater von einem Auto erfasst und dann zum Sterben zurückgelassen. Tiere in Not Griechenland e. V., der deutsche Partnerverein von Kostas, erklärt sich sofort bereit, die Operationskosten von rund 2.000 Euro zu übernehmen. Damit Tierschützer:innen in Notfällen wie diesem schnell handeln können, ist es wichtig, dass die Tierschutzorganisationen über ausreichend finanzielle Mittel verfügen. Regelmäßige Spenden helfen dabei, dass Tiere wie Kater Onyx ihr Happy End finden können.
Hilf den Helfenden
Tierschützer Kostas aus Griechenland geht jeden Tag an die Grenzen seiner Belastbarkeit, um Straßentieren ein artgerechtes Leben in Sicherheit zu ermöglichen und den Tierschutz in seiner Heimat voranzutreiben. Mit eigenen Augen konnten wir von VETO uns auf unserer Reise von seiner ehrenamtlichen Tierschutzarbeit überzeugen, die jeden Tag das Leben der Straßentiere in Griechenland ein Stück zum Guten wendet. Er ist derjenige, der hunderte Tiere füttert, sie medizinisch versorgt und nach schweren Unfällen rettet. Doch auch aus der Ferne können wir alle Kostas Einsatz für Tiere in Not unterstützen.
Besonders in den heißen Sommermonaten braucht Kostas dringend Hilfe. Die Versorgung der vielen Tiere mit Futter und Wasser ist bei Hitze besonders beschwerlich. Das Dilemma: Gerade im Sommer gehen die Spenden Jahr für Jahr zurück, sodass kaum Unterstützung bei den Tierschutzvereinen ankommt. Doch nur mit ausreichend Futter ist das Überleben von Kostas Schützlingen gewährleistet.
Kostas deutscher Partnerverein Tiere in Not Griechenland ist bei der Kampagne Futter für die Vergessenen dabei. Du hast jetzt die Möglichkeit, Futter für Kostas Hunde und Katzen zu spenden, damit rechtzeitig zum Sommerbeginn die Futterlager in Kavala gefüllt sind.