Magazin · Tierschutz aktiv · 15. November 2023 · 5 Min. Lesezeit
Alltag einer Tierschützerin: Adriana aus Rumänien
Straßenhunde sind in Rumänien vielerorts sich selbst überlassen und etlichen Gefahren ausgeliefert. Wir von VETO unterstützen Menschen wie Adriana. Die Rumänin kümmert sich aufopfernd um ehemalige Streuner, die im Tierheim „Arche Făget" Sicherheit und Schutz finden. Doch ihre Arbeit ist besonders im Winter sehr belastend.
Ihr Herz gehört den Hunden, für die sie Tag für Tag an ihre körperlichen und mentalen Grenzen geht. Foto: VETO
Es ist kalt in der rumänischen Kleinstadt Făget, als Adriana sich wie jeden Morgen auf den Weg zum Tierheim macht. Die Straßen sind rutschig, denn über Nacht hat es gefroren. Ob die Wasserleitungen im Tierheim wieder vereist sind? Wie haben die schwachen Welpen diese Nacht wohl überstanden? Diese und andere Gedanken kreisen in Adrianas Kopf, denn das Wohlergehen ihrer Hunde liegt ihr mehr am Herzen als alles andere.
Um acht Uhr morgens kommt sie im Tierheim des deutschen Tierschutzvereins Strassenhunde Rumänien in Not an und wird von aufgeregtem Bellen begrüßt. Adriana öffnet zunächst die Zwingertüren der Hunde, die sich auf dem Gelände frei bewegen dürfen. Danach sieht sie nach den Welpen. Alle haben die kalte Nacht überstanden und sind hungrig. Adriana ist erleichtert. In ihren Jahren als Tierschützerin musste sie schon oft mitansehen, wie sehr junge oder auch kranke und alte Hunde die Minusgrade nicht überleben.
Füttern, säubern, versorgen
Rund 60 hungrige Hunde warten hier im Tierheim auf ihr Futter und frisches Wasser. Weitere Vierbeiner sind bei Adriana zu Hause untergekommen oder leben auf privaten Pflegestellen. Insgesamt sind etwa 300 ehemalige Straßentiere in der Obhut des Tierschutzvereins Strassenhunde Rumänien in Not e. V.
An jedem der 22 Zwinger befindet sich ein eigener Wasseranschluss, was die Versorgung der Vierbeiner für Adriana deutlich einfacher macht als früher. Bevor der Tierschutzverein dank großzügiger Spenden eine Wasserleitung im Tierheim installieren lassen konnte, brachte Adriana jeden Tag 20 Liter Wasser in großen Kanistern von zu Hause mit und schleppte sie durchs ganze Tierheim.
Im Winter kommt es im Tierheim immer wieder zu neuen Herausforderungen. Adriana ahnte es schon: Die Leitung ist zugefroren; an den Zwingern kommt kein fließendes Wasser an. Die Tierschützerin dreht den Haupthahn auf. Ein Glück – hier ist die Leitung frei. Mit Eimern schleppt sie das frische Wasser zu den einzelnen Zwingern. Bis alle Hunde mit Wasser versorgt sind, ist etwa eine Stunde vergangen. Die Arbeit ist körperlich anstrengend – besonders bei dieser Kälte. Doch Adriana gönnt sich keine Pause, denn die Hunde müssen gefüttert werden.
Im Welpencontainer versorgt sie zunächst die Kleinsten mit Spezialfutter, damit sie rasch an Gewicht zunehmen und kräftig werden. Anschließend erhalten auch die erwachsenen Vierbeiner ihr Frühstück.
„Adriana beginnt hier morgens um acht und macht abends um acht Feierabend – auch bei Kälte, Regen und Sturm. Die meiste Zeit ist sie im Freien.“
Tierisches Leid – Tag für Tag
Tierschutz in Ländern wie Rumänien ist ein Knochenjob. Adriana und andere tierliebe Menschen schenken den Tieren Hoffnung und gehen für ihre Schützlinge an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Tag für Tag. Doch Adrianas Arbeit ist nicht nur physisch anstrengend, auch mental muss die Frau aus Rumänien viel ertragen.
Heute bringt ein Ehepaar einen Mischling zum Tierheimtor. Sie haben ihn auf der Straße gefunden, sagen sie. Der Hund ist abgemagert und wirkt verwahrlost. Dennoch blickt er immer wieder zu den beiden Menschen zurück, die ihn abgegeben haben, als Adriana ihn in Zwinger 1 führt, wo die Neuankömmlinge untergebracht werden. An seinem Hals entdeckt Adriana Wunden von einem eingewachsenen Halsband. Vermutlich ist er als Kettenhund gehalten worden – vielleicht sogar bei den Leuten, die ihn ins Tierheim brachten. Für den Hund beginnt nun ein neues Leben in Sicherheit. Für Adriana bedeutet ein weiteres Tier im Tierheim eine Sorge mehr.
Adriana kann nicht jeden Hund retten. Doch solange in ihrem Tierheim ein Platz frei ist, nimmt sie Straßenhunde oder abgegebene Vierbeiner auf. Foto: Strassenhunde Rumänien in Not e. V.
Am frühen Nachmittag sind alle Zwinger gereinigt, alle Hunde mit Futter und – wenn nötig – Medikamenten versorgt und jedes Tier wurde zumindest kurz gestreichelt. Adrianas Hände schmerzen vor Kälte, als sie sich zum ersten Mal an diesem Tag hinsetzt, um einen Kaffee zu trinken. Der Verein Strassentiere Rumänien in Not e. V. hat vor ein paar Jahren einen gebrauchten Wohnwagen für Adriana gekauft und ihn aus Bayern nach Făget gebracht. Hier kann die Tierschützerin kurz verschnaufen, sich aufwärmen und ihre Kleidung zum Trocknen aufhängen.
Adriana schaut auf ihr Handy: In den kommenden Tagen soll es deutlich kälter werden als heute. Es dauert nicht mehr lange, bis auch tagsüber die Temperaturen auf Minusgrade sinken. Mit den Welpen muss sie vorher unbedingt zum Tierarzt, denn obwohl sie nun schon einige Tage im Tierheim aufgepäppelt werden, sind sie immer noch schwach. Auch viele der erwachsenen Hunde müssen vor dem starken Temperaturabfall mit nahrhaftem Futter robuster gegen Kälte gemacht werden. Mit einer wärmenden Fettschicht können die Tiere Schnee und Eis trotzen. Wer zu schwach ist, übersteht den Winter in Rumänien vielleicht nicht.
Um ihre Welpen macht Adriana sich besonders oft Sorgen, denn die Kleinen stecken sich schnell mit Krankheiten an oder drohen im Winter zu erfrieren. Foto: Strassenhunde Rumänien in Not e. V.
Unterstützung für Menschen wie Adriana
Bis abends bleibt Adriana im Tierheim. Sie ist ausgelaugt und müde, als sie ihre letzte Runde an den Hundezwingern vorbeigeht. Ihre Schützlinge wirken satt, die meisten fühlen sich wohl und liegen in ihren isolierten Hütten, die mit Stroh gepolstert sind. Der Kettenhund in Zwinger Nummer 1 ist auch zur Ruhe gekommen und schläft. Morgen wird der Tierarzt ihn komplett durchchecken und ihn impfen, damit auch er bald eine Chance auf eine Vermittlung nach Deutschland hat.
Adriana schließt das Tor ab und lässt den Tierheimalltag für heute hinter sich. Doch schon morgen warten neue Herausforderungen auf sie. Jederzeit kann es passieren, dass ein verletztes Straßentier zu ihr gebracht wird, die Stromversorgung im Tierheim fällt regelmäßig aus und ob die Welpen die kommenden Wochen überstehen, weiß Adriana nicht.
Tierschutz ist für die Rumänin eine Herzensangelegenheit! Wir von VETO unterstützen Adriana und andere Tierschützer:innen mit Futterspenden und finanzieller Hilfe. Beim Spendenmarathon für Tiere sammeln wir so viel nahrhaftes Futter wie möglich für 40 Tierschutzvereine in Europa. Auch das Futterlager von Adriana soll gefüllt werden, damit sie sich in der kalten Jahreszeit um die Versorgung ihrer Schützlinge keine Sorgen machen muss. Du kannst mit deiner Spende zum Erfolg dieser Spendenaktion beitragen und Tierschützer:innen wie Adriana eine große Last von den Schultern nehmen.