Magazin · Hunde-Ratgeber · 28. Januar 2024 · 5 Min. Lesezeit
Checkliste: Seriöse Tierschutzvereine erkennen
Ob bei Hundevermittlungen, Spendenaufrufen oder Aufklärungsarbeit - in der Welt des Tierschutzes gibt es viele Beteiligte. Zahlreiche Tierschutzvereine engagieren sich im Inlands- oder Auslandstierschutz und es ist nicht einfach, hier einen Überblick zu behalten. Im Beitrag zeigen wir, worauf du achten kannst, wenn du einen seriösen Tierschutzverein erkennen willst.
Haustiere können unser Leben bereichern. Bei der Aufnahme eines Vierbeiners sollte der Tierschutzverein gut beraten. Foto: VETO
Woran erkennt man seriöse Tierschutzvereine?
Angesichts der großen Anzahl an Tierschutzvereinen oder auch vermeintlichen Tierschutzorganisationen ist es immer schwieriger, sorgfältig zu recherchieren und einen seriösen Verein auszuwählen. Will man etwa einen Hund aus dem Ausland adoptieren, ist die Auswahl von Tierschutzvereinen, die Hundevermittlungen anbieten, enorm groß.
Welche Kriterien und Indikatoren gibt es, die auf die Seriosität eines Tierschutzvereins hinweisen? Von transparenter Kommunikation und nachweisbaren Erfolgen bis hin zur Einhaltung nachhaltig gedachter, ethischer Standards – in unserer Liste für seriöse Tierschutzvereine findest du Merkmale, die auf eine vertrauenswürdige Organisation hindeuten. Anhand dieser Kriterien kannst du fundierte Entscheidungen treffen, um sicherzustellen, dass du dich an den richtigen Verein wendest.
Warum gibt es schwarze Schafe im Tierschutz?
Fragwürdige Organisationen nutzen den Tierschutz als Vorwand, um Geld zu sammeln, ohne tatsächlich die Bedürfnisse der Tiere angemessen zu berücksichtigen. Sie können Spendengelder für persönliche Bereicherung missbrauchen.
Auch die Vermittlung von Hunden oder Katzen kann durchaus ein gewinnbringendes Geschäft sein. Wenn es keine effektive und öffentliche Aufsicht gibt, können Organisationen mit schlechten Absichten leichter operieren ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Es müssen auch nicht unbedingt unlautere Absichten hinter problematischen Ansätzen in der Tierschutzarbeit stecken. Unzureichende Fachkenntnisse von Verantwortlichen und Missmanagement können trotz bester Absichten dazu führen, dass Tierschutzorganisationen ihre Ziele nicht effektiv erreichen und Probleme verlagern, statt bestenfalls zu einer Lösung beizutragen.
Welches Tier passt zu dir? Seriöse Tierschutzvereine begleiten dich von Anfang an. Foto: VETO
Checkliste: Merkmale für seriöse Tierschutzorganisationen
1. Offizielle Anerkennung und öffentlicher Auftritt
Der Verein ist ordnungsgemäß im Vereinsregister registriert und genießt offiziellen Status als gemeinnützige Organisation. Für die Vermittlung brauchen Tierschutzvereine eine behördliche Erlaubnis nach §11 TierSchG für die Vermittlung, Haltung, Pflege und Unterbringung von Tieren.
Auch ein klarer Öffentlichkeitsauftritt, beispielsweise auf der Vereinswebseite, ist ein Anzeichen für die Seriosität einer Organisation. Die Benennung von verantwortlichen Personen und ein aussagekräftiges Impressum ermöglichen Interessierten einen Einblick in die Strukturen des Vereins. Eine Positionierung hinsichtlich der eigenen Arbeitsansätze, langfristigen Ziele und bereits erzielten Erfolge schafft Vertrauen in die Vereinsaktivitäten.
2. Transparenz
Gemeinnützige Tierschutzvereine haben die Verpflichtung, transparente Finanzberichte zu erstellen und diese bei Bedarf der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese Praxis ermöglicht es Spender:innen, den Einsatz ihrer Beiträge nachzuvollziehen und fördert verantwortungsvolle Mittelverwendung.
Ein häufiger Grund für fragwürdige Tierschutzorganisationen ist mangelnde Transparenz in ihren Aktivitäten und Finanzen. Wenn Organisationen keine klaren Informationen darüber bereitstellen, wie Spenden verwendet werden oder welche Maßnahmen für den Tierschutz getroffen wurden, kann dies zu Misstrauen führen.
3. Verantwortungsbewusste Vermittlung von Hunden und Katzen
Eine seriöse Hundevermittlung zeichnet sich durch eine sorgfältige Umsetzung des Vermittlungsprozesses aus. Vereine im Auslandstierschutz arbeiten bestenfalls eng mit Tierheimen in Deutschland und Pflegestellen für Hunde oder Katzenpflegestellen zusammen, um die Vermittlung verantwortungsbewusst zu gestalten.
Der Tierschutzverein ist in der Lage, konkrete Fragen zu den Hunden zu beantworten, und vermittelt nicht nur anhand von Fotos, sondern liefert umfassende Informationen, damit potenzielle Adoptant:innen genau wissen, welchen Hund sie aufnehmen.
Die Vermittlungstexte werden objektiv und realistisch verfasst, ohne zeitlichen Druck oder emotionale Erpressung. Eine vernünftige Einschätzung des Hundes erfolgt bereits vor der Vermittlung, um sicherzustellen, dass zukünftige Halter:innen und Hund gut zueinander passen und eine dauerhafte und glückliche Beziehung ermöglicht wird.
Zur Gewährleistung des Tierwohls werden bei der Abgabe eine Vorkontrolle durchgeführt, ein Schutzvertrag abgeschlossen und eine angemessene Schutzgebühr erhoben. Nach einer gewissen Zeit findet eine Nachkontrolle statt.
Außerdem werden nur Hunde vermittelt, die für das Leben in einem Haushalt mit Menschen geeignet sind. Viele Straßenhunde führen vor Ort ein gut angepasstes Leben, werden von Einheimischen versorgt und müssen nicht gerettet werden. Diese Tiere leiden darunter, wenn sie ihre Eigenständigkeit verlieren und auf engem Raum mit Menschen leben müssen.
4. Einreise der Tiere aus dem Auslandstierschutz
Bei der Einreise aus dem Ausland lässt sich erkennen, ob ein Tierschutzverein verantwortungsbewusst und gründlich handelt oder ob er Tiere unkontrolliert importiert.
Achte auf folgende Kriterien:
- Verwendung des TRACES-Systems zur lückenlosen Überwachung der Tiertransporte
- Die Hunde haben die erforderlichen Grundimpfungen erhalten
- Die Tiere sind mindestens 16 Wochen alt, erst dann ist der Tollwut-Impfschutz vollständig
- Gültige Papiere wie ein EU-Heimtierausweis und Impfausweis sind vorhanden
- Die Tiere haben einen Microchip, wobei die Registrierung vom neuen Halter übernommen werden muss
- Die Tiere werden vor der Ausreise medizinische untersucht
- Durchführung eines Schnelltests auf Mittelmeerkrankheiten vor der Ausreise
Wie funktioniert das TRACES-System?
Das TRACES-System (Trade Control and Expert System) für Tierschutztransporte ist ein elektronisches System der Europäischen Union. Es ermöglicht die lückenlose Überwachung von Tiertransporten, indem es Transporteure zur Anmeldung und Genehmigung von Tiertransporten verpflichtet, relevante Dokumentationen erfasst, Echtzeitüberwachung während des Transports ermöglicht und zuständige Behörden benachrichtigt. Auf diese Weise soll die Einhaltung der Tierschutzstandards gewährleistet werden.
5. Die Betreuung der Adoptant:innen ist gewährleistet
Eine seriöse Hundevermittlung bietet ausführliche Beratung vor der Vermittlung und führt ausführliche Erstgespräche, Vorkontrollen und Nachkontrollen durch. Die Betreuung hört dabei nicht nach der Adoption auf, sondern bleibt auch danach erhalten, um sicherzustellen, dass Hund und Halter:in zueinander passen und gut miteinander zurechtkommen.
Zudem gibt es immer eine Rücknahmeoption für vermittelte Hunde, falls die Situation sich unerwartet ändert. Der Verein hält hierfür immer genügend Pflegestellen frei, damit in Notfallsituationen schnell gehandelt werden kann.
Die Vermittlung erfolgt gut durchdacht, indem der Hund mehrmals kennengelernt werden kann, um Impulsentscheidungen zu vermeiden. Die betreuenden Pflegestellen sowie die Adoptant:innen fühlen sich jederzeit betreut und unterstützt.
6. Der Verein sorgt vor Ort für eine Verbesserung der Situation
Der Tierschutzverein engagiert sich vor Ort, um die Situation der Tiere zu verändern. Da nicht alle Tiere nach Deutschland gebracht werden können, ist es von großer Bedeutung, die Tiere vor Ort bestmöglich zu versorgen und ihre Lage zu verbessern. Wichtig ist auch die Verbesserung der Haltungsbedingungen der Tiere. Dazu gehören auch Maßnahmen wie der Bau neuer Unterstände und Kennels.
Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung ist ebenfalls ein wichtiger Teil dieser Bemühungen, um langfristige Verbesserungen zu erreichen. Aufklärungsarbeit hilft dabei, Möglichkeiten zu vermitteln, mit denen sich Herausforderungen im Tierschutz begegnen lassen.
Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation sind Kastrationen der Straßentiere sowie der freilaufenden Tiere, die Besitzer:innen haben. Durch Kastrationskampagnen kann die unkontrollierte Vermehrung eingedämmt werden. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit qualifizierten Fachkräften wie Hundetrainer:innen und Tierärzt:innen sowie den örtlichen Behörden, Bürgermeister:innen und der Stadtverwaltung.
Seriöse Tierschutzvereine wollen nur das Beste für ihre Schützlinge – aber auch für die Menschen, die sie aufnehmen. Foto: VETO
An Mensch und Tier denken
Es ist entscheidend, nicht einzelne Akteure zu verurteilen, wenn nicht alles perfekt läuft, sondern vielmehr Kriterien zu entwickeln, anhand derer qualitativer Tierschutz bewertet werden kann.
Es ist von großer Bedeutung, sich für langfristige Lösungen zur Bekämpfung der Ursachen des Problems einzusetzen. Die alleinige Vermittlung von Tieren löst die Probleme im Auslandstierschutz nicht nachhaltig, da immer neue Tiere nachkommen. Dies führt zur Verlagerung des Problems, da unkontrollierte und willkürliche Vermittlungen zur Folge haben, dass Hunde oft ohne ausreichende Überlegung angeschafft und ebenso schnell wieder abgegeben werden, was letztendlich zu einer Überlastung der Tierheime führt.
Diese Praxis verursacht nicht nur Leid für die Tiere, sondern auch für die Menschen, wenn die Vermittlung unverantwortlich erfolgt und nicht gut überlegt ist. Tierfreund:innen sollten gemeinsam anstreben, nachhaltige Verbesserungen für notleidende Tiere zu erreichen.