Magazin · Hunde-Ratgeber · 21. Januar 2022 · 5 Min. Lesezeit
Einen Galgo adoptieren: So gelingt die Eingewöhnung
Galgos werden als Haustiere in Deutschland immer beliebter, denn die zarten Vierbeiner gelten als ideale Familienhunde. Wenn auch du einen spanischen Windhund aus dem Tierschutz bei dir aufnehmen möchtest, kannst du dich mit diesem Beitrag auf die erste Zeit mit deinem Galgo vorbereiten.
Skeptisch: Liebevolle Berührungen durch einen Menschen kennen die meisten Galgos aus ihrem bisherigen Leben nicht. Foto: Galgorettung Fränkisches Seenland e. V.
Ängstlicher Blick, eingeklappte Rute, deduckter Gang – Viele Galgos aus dem Tierschutz sind durch ihre oft schwere und gewaltbestimmte Vergangenheit gebrandmarkt. Doch mit Geduld, Einfühlungsvermögen und ganz viel Herz wird aus dem ausgemusterten Jagdhund ein treuer und anschmiegsamer Gefährte.
Von Natur aus sind Galgos zarte und sensible Hunde, die gerne mit dem Menschen zusammenleben. Wie du deinem neuen Familienmitglied die Eingewöhnung in deinem Zuhause erleichtern kannst und ihr schon bald ein eingespieltes Team werdet, liest du in unseren Tipps.
Von der Jagdmaschine zum Familienmitglied
Bevor du dich für die Aufnahme eines Galgos entscheidest, solltest du dir bewusst machen, dass er wahrscheinlich eine bewegende Geschichte hinter sich hat und bestimmte Alltagssituationen gar nicht kennt.
Das Leben im Haus: Jagdhunde wie der Galgo werden in Spanien normalerweise nicht im Haus gehalten. Wie er sich dort verhalten soll, muss der Galgo erst lernen.
Gassi gehen: Geregelte Spaziergänge kennt dein Galgo ebenfalls nicht. Oft sind auch erwachsene Hunde nicht stubenrein.
Erziehung: Du kannst davon ausgehen, dass dein Galgo keine Grundkommandos kennt.
Sozialisation: Galgos werden in Spanien selten als Einzelhunde gehalten. Sie sind es gewohnt, sich mit anderen Hunden zu arrangieren und sind sehr freundlich. Einzelhaltung ist für viele Galgos nicht optimal.
Jagdtrieb: Der Galgo ist ein Sicht-Hetz-Jäger. Es ist möglich, dass du deinen Galgo bei Spaziergängen nicht ableinen kannst. Informiere dich, wo es in deiner Umgebung gesicherte Freiläufe gibt, damit dein Hund auch ohne Leine rennen kann.
Trauma: Die meisten Galgos haben Jahre voller Leid und Gewalt hinter sich. Ängste können den Hund oft ein Leben lang begleiten, doch in einem schönen Zuhause können sie sich auch auflösen.
Bis dein Galgo entspannt und ausgeglichen in deinem Wohnzimmer liegt, kann es eine Weile Dauern. Doch mit ein paar Tricks kannst du ihm die Eingewöhnung erleichtern. Foto: Far from Fear e. V.
Bevor dein Galgo einzieht
Lass dich beraten: Welcher Galgo am besten in dein Leben passt, verraten dir die Tierschützer:innen, die die Hunde am besten kennen. Nimm dir Zeit und besuche den Galgo, für den du dich interessierst, nach Möglichkeit auf der Pflegestelle.
Sicher deinen Garten: Galgos sind teilweise sehr gute Springer und können sogar klettern. Außerdem zwängen sie sich auch durch schmale Öffnungen in Zäunen. Gerade in der Anfangszeit, wenn dein Galgo noch unsicher ist, sollte dein Garten ausbruchsicher sein.
Kauknochen gegen Stress: Nervöse Galgos – und auch andere ängstliche Hunde – neigen dazu, an Gegenständen zu kauen. Biete deinem Vierbeiner Kauknochen als Alternative an.
Ruhiger, weicher Schlafplatz: Der Liegeplatz deines Galgos sollte sich in einer ruhigen Ecke befinden. Achte bei der Auswahl des Hundebetts darauf, dass die Polster sehr weich sind, denn die Haut eines Galgos ist empfindlich.
Halsband und Geschirr: Aufgrund des schmalen Körperbaus gibt es für Galgos spezielle Windhundhalsbänder und -geschirre. Besorge beides auf jeden Fall vor der Ankunft deines Galgos.
Mantel: Kommt dein Galgo in der kühlen Jahreszeit zu dir? Dann ist auch ein Mantel eine sinnvolle Anschaffung.
Der große Tag: Du holst deinen Galgo ab
Wenn du deinen Galgo mit dem Auto abholst, denk an das Halsband, das Geschirr und zwei Leinen. Die zweite Leine dient dazu, den Galgo im Auto zu sichern. Bedenke immer, dass dein Galgo Situationen wie Autofahren unter Umständen nicht kennt und panisch reagieren könnte.
Besonders ängstliche Hunde sollten ausschließlich in Transportboxen ins neue Zuhause gebracht werden. Dort können sie dann ganz in Ruhe ankommen und werden nicht mit fremden Eindrücken überfrachtet.
Halte immer Trinkwasser und einen Napf bereit. Dein Galgo soll sich so wohl wie möglich fühlen – auch, wenn alles sehr ungewohnt für ihn ist.
Herausforderung Spaziergang: Viele Geräusche und Eindrücke in der Stadt können für den Galgo beängstigend sein. Foto: Far from Fear e. V.
Eingewöhnung: die ersten Tage zu Hause
Gib deinem Galgo Zeit: Lass deinen Hund in Ruhe die Umgebung und alle Familienmitglieder kennenlernen.
Erspare ihm Stress: Überfordere deinen Galgo am Anfang nicht. Tierarztbesuche, Stadtbummel oder auch Baden sollten in der ersten Zeit vermieden werden.
Vermittle Sicherheit: Dein Galgo braucht kein Mitleid, sondern Selbstvertrauen. Zeige ihm durch dein eigenes Auftreten, dass er sich nicht fürchten muss.
Doppelte Leine: Bei den ersten Spaziergängen ist es bei sehr ängstlichen Hunden ratsam, sie mit Halsband und zusätzlichem Geschirr zu sichern.
Rutinen etablieren: Geh in den ersten Tagen immer dieselbe Gassi-Runde mit deinem Vierbeiner. So gewöhnt er sich leichter an sein neues Leben.
Bindung aufbauen durch kuscheln: Körperkontakt tut Mensch und Tier gut. Nimm dir täglich bewusst Zeit, um mit deinem Galgo zu schmusen. Halte ihn dabei nicht fest und akzeptiere, wenn er die Nähe zu dir nicht mehr möchte. Die meisten Galgos lieben Streicheleinheiten!
Diese Hinweise helfen deinem Galgo und dir dabei, behutsam zusammenzuwachsen. Betrachte unsere Tipps aber nicht als strikten Leitfaden, sondern eher als Hilfestellung. Je nach Charakter und Geschichte deines Galgos solltest du die Eingewöhnung nach seinen Bedürfnissen gestalten. Galgo ist nicht gleich Galgo: Während die meisten gerne in der Gruppe leben, gibt es auch Einzelgänger unter den spanischen Windhunden. Was für den einen Galgo Stress bedeutet, ist für den anderen ein spielerisches Abenteuer.
Auch nach der Adoption eines Galgos kannst du dich natürlich vertrauensvoll mit Fragen und Anliegen an den Tierschutzverein wenden, der dir den Hund vermittelt hat. Die Tierschützer:innen freuen sich über jedes Tier, das ein geeignetes Zuhause findet und helfen dir gerne.
Viele Hunde aus Spanien gewöhnen sich schnell an ihr neues und artgerechtes Leben in Deutschland und sind schon nach wenigen Wochen fester Teil ihrer neuen Familie. Dein Galgo kann dann endlich sein Hundeleben genießen und du hast einen einzigartigen und liebenswerten Begleiter gewonnen.