Magazin · Hunde-Ratgeber · 9. April 2024 · 5 Min. Lesezeit
Demenz beim Hund: Symptome und Behandlung
Wie Menschen können auch Hunde an Demenz erkranken – auch kognitives Dysfunktionssyndrom beziehungsweise Hunde-Alzheimer genannt. Die Anzeichen sind nicht immer klar erkennbar, weshalb die Krankheit oft übersehen wird. Lies hier, welche Symptome häufig auftreten, welche Möglichkeiten es gibt, Demenz beim Hund zu behandeln und wie du deinem Hund helfen kannst.
Hunde, die an Demenz erkrankt sind, starren häufig ins Leere und finden sich in ihrer Umgebung nicht mehr so gut zurecht. Foto: VETO
Wenn Hunde in ein fortgeschrittenes Alter kommen, werden nicht nur die Schnauzen grau, sondern es sind meistens auch verschiedene Verhaltensveränderungen zu beobachten. Einige dieser neuen Verhaltensweisen sind schlichtweg Folgen des steigenden Alters – Kondition und Kraft lassen beispielsweise nach und es werden ausgiebigere Ruhepausen eingelegt. Andere Verhaltensveränderungen können jedoch Ausdruck einer degenerativen Erkrankung sein. Diese gilt es als solche zu erkennen, um dem Hund bestmöglich zu helfen und ein Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Mit steigendem Alter, das Hunde heutzutage durch eine bessere medizinische Vorsorge, Versorgung und Ernährung erreichen, nehmen auch typische Alters-Erkrankungen bei Hunden zu. Jeder dritte Hund im Alter von 12 Jahren und mehr als jeder zweite Hund im Alter von 15 Jahren ist nach Informationen der Tierärztlichen Hochschule Hannover von Demenz – fachbegrifflich kognitives Dysfunktionssyndrom genannt – betroffen.
Demenz beim Hund ist eine ernstzunehmende Krankheit, die die Lebensqualität des Hundes und der Halter:innen stark beeinträchtigen kann und voranschreitet. Deshalb ist die Früherkennung enorm wichtig.
Wie entsteht die Demenz beim Hund?
Bei einer Demenz kommt es zu irreversiblen, degenerativen Veränderungen sowie Ablagerungen im Gehirn.
Die Funktion der Nervenzellen wird eingeschränkt, da diese nicht mehr ausreichend mit Energie und Sauerstoff versorgt werden können. Dies führt schließlich unter anderem zum Absterben von Nervenzellen und folglich zu kognitiven Verlusten, die mit Veränderungen im Verhalten des Hundes einhergehen.
Die genauen Ursachen für das kognitive Dysfunktionssyndrom sind bislang ungeklärt und Gegenstand weiterer Forschung. Zu den beeinflussenden Faktoren werden neben dem Alter auch die Genetik, Ernährung sowie weitere Umweltfaktoren gezählt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Veränderungen im Gehirn, die im Rahmen des kognitiven Dysfunktionssyndroms stattfinden, vergleichbar mit jenen bei an Alzheimer erkrankten Menschen sind. Wann genau die Erkrankung eintritt, ist völlig variabel. In der Regel betrifft sie ältere Hunde und verläuft schleichend, sodass die Halter:innen die Anfänge oftmals gar nicht wahrnehmen.
Symptome von Demenz beim Hund
Ebenso wie der individuelle Verlauf der Krankheit, sind auch die ersten Anzeichen einer Demenz variabel. Eine kognitive Dysfunktion kann sich bei jedem Hund unterschiedlich äußern, zu den häufig vorkommenden Symptomen zählen jedoch:
- Desorientiertheit: Betroffene Hunde wandern ziellos umher, starren ins Leere, erkennen bekannte Personen nicht mehr, finden sich in Räumen nicht mehr zurecht und bleiben regelrecht hinter Möbeln oder in Ecken stecken.
- Änderungen im Sozialverhalten: Oft wird ein vermindertes Verlangen nach Zuwendung und Streicheleinheiten sowie ein reduziertes Interesse an Spielzeugen und interaktiven Spielen gezeigt. Erkrankte Hunde begrüßen ihre Halter:innen oftmals weniger enthusiastisch. In Einzelfällen sind an Demenz erkrankte Hunde plötzlichen Stimmungsschwankungen unterworfen und insgesamt leichter reizbar.
An Demenz erkrankte Hunde interagieren häufig weniger mit ihrer Umgebung. Foto: VETO
- Veränderter Schlafrhythmus: Erkrankte Hunde schlafen insgesamt oft mehr, der Schlaf in der Nacht reduziert sich jedoch. In den wachen Phasen in der Nacht wandern die Hunde oft umher und sind rastlos.
- Stubenunreinheit: Betroffene Hunde, die vorher stubenrein waren, sind plötzlich im Haus wieder unsauber. Sie signalisieren seltener oder gar nicht mehr, dass sie nach draußen müssen, um sich zu erleichtern.
- Unruhe und Ängstlichkeit: Hunde, die an einer kognitiven Dysfunktion erkrankt sind, zeigen oft erhöhte Anzeichen von Ängstlichkeit und Unruhe, etwa beim Alleinbleiben oder durch äußere Reize.
Da die Demenz-Symptome vielfältig und besonders im Anfangsstadium von denen eines normalen Alterungsprozesses nur schwer zu unterscheiden sind, kommt den Halter:innen eine bedeutende Rolle bei der Erkennung der degenerativen Krankheit zu. Sie kennen ihren Hund am besten und stellen Veränderungen im täglichen Verhalten am ehesten fest.
Wenn du solche Beobachtungen gemacht hast, notierst du dir am besten, wann diese Veränderungen begonnen haben und wie sie sich äußern. So kannst du deinem:deiner Tierärzt:in genau berichten, was du festgestellt hast.
Die oben genannten Symptome – etwa ein reduziertes Interesse am Spielen oder eine weniger enthusiastische Begrüßung der Halter:innen – können auch durch schmerzhafte Prozesse verursacht werden. Ebenso können beispielsweise eine Blasenentzündung, Blasensteine oder eine Prostataerkrankung zur Stubenunreinheit führen. Grundsätzlich sollten also alle Erkrankungen, die zu den auftretenden Symptomen führen können, ausgeschlossen werden.
Demenz beim Hund: Behandlung und Therapie
Eine Demenz beim Hund kann nach gegenwärtigem Stand nicht aufgehalten werden und ist auch nicht heilbar. Allerdings können bestimmte Maßnahmen gegebenenfalls den Erkrankungsprozess verlangsamen und die Einschränkungen der Tiere lindern.
Wichtige Elemente, um die Lebensqualität der Hunde zu verbessern, sind die Therapie von Begleiterkrankungen sowie die Anpassung der Ernährung. Es gibt Spezialfuttermittel zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, die auf alte Hunde abgestimmt sind. Auch bestimmte Supplemente für den Gehirnstoffwechsel können eine positive Wirkung bei einer Demenz haben. Zu diesen zählen unter anderem Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Antioxidantien. In schweren Fällen ist die Gabe von Medikamenten zusätzlich zur unterstützenden Therapie sinnvoll.
Die optimale Kombination verschiedener Ansätze für den an Demenz erkrankten Hund sollte immer individuell ausgelotet und im Verlauf auch an veränderte Bedürfnisse angepasst werden. Die Behandlung einer Demenz sollte so früh wie möglich begonnen werden, um den Erkrankungsprozess zu verlangsamen. Konsultiere daher frühzeitig deinen:deine Tierärzt:in, sobald du entsprechende Symptome beziehungsweise Verhaltensveränderungen bei deinem Hund feststellst.
Gerade im Anfangsstadium sind Demenz-Symptome von denen eines normalen Alterungsprozesses nur schwer zu unterscheiden. Foto: VETO
Wenn dein Hund an einer Demenz erkrankt ist, kannst du ihm mit einigen Anpassungen in eurem Zuhause und eurem gemeinsamen Alltag helfen. Um Verwirrung durch umgestellte Möbel zu vermeiden, solltest du die Wohnräume möglichst unverändert lassen. Bestimmte Geräuschquellen, wie etwa ein Radio, können in den Wohnräumen zusätzlich für Orientierung sorgen. Mit neuen Gassirunden, einer Futterspur, die dein Hund erschnüffelt sowie neuen Spielen kannst du für mentale Stimulation sorgen. Achte jedoch stets darauf, deinen Hund nicht zu überfordern. Feste Gewohnheiten und Routinen sowie vertraute Menschen und Umgebungen vermitteln deinem dementen Hund Sicherheit.
Falls deinem Hund ein Missgeschick passiert, solltest du nicht verärgert oder aufgeregt reagieren. Trainiere liebevoll die Dinge, die vergessen wurden und bleibe stets in Interaktion mit deinem Hund, auch wenn du das Gefühl hast, dass er geistig abwesend ist.
Was tun, um Demenz beim Hund vorzubeugen?
Da die Ursache für das kognitive Dysfunktionssyndrom bislang nicht vollständig geklärt ist, ist auch eine sichere Prophylaxe nicht möglich. Es hat sich jedoch bewährt, Hunde auch im höheren Alter regelmäßig geistig auszulasten und für mentale Stimulation zu sorgen. Anregend für das ältere Hundegehirn können beispielsweise Spaziergänge, Interaktionen mit Artgenossen und das Erlernen neuer Tricks sein.
Ebenfalls empfiehlt es sich, bei Hunden im Seniorenalter die Fütterung entsprechend den Bedürfnissen anzupassen. Futter, dass reich an Antioxidantien und Mitochondrienfaktoren, also Nährstoffen für die Kraftwerke der Zellen, ist, hat sich in Studien als unterstützend für die Hirnfunktion gezeigt.
Ältere Hunde sollten zudem regelmäßig in der Tierarztpraxis vorgestellt werden, sodass bei Verdacht auf eine Demenz sofort mit einer Therapie begonnen werden kann. Auch die individuellen Futterbedürfnisse können dort besprochen werden.