Magazin · Tierschutz aktiv · 08. August 2025 · 5 Min. Lesezeit
Straßenkatzen in Köln in Gefahr – Abriss des Großmarkts wird zum Tierschutzproblem
Auf dem Gelände des Kölner Großmarkts lebt eine Kolonie von rund 150 verwilderten Hauskatzen – viele krank, alt oder scheu. Ende 2025 droht mit dem Abriss ihr letzter Rückzugsort zu verschwinden. VETO fordert gemeinsam mit dem Projekt „Großmarkt Katzen Köln“: Die Stadt muss jetzt handeln.

Eine von Vielen: Mit dem Abriss des Großmarktes in Köln fällt der Lebensraum für 150 Straßenkatzen weg. Foto: Mania Leveringhaus
Großmarkt Köln: Ein Ort des Überlebens
Zwischen Containern, leer stehenden Hallen und Marktständen leben seit vielen Jahren Katzen, die kaum jemand beachtet – außer einem kleinen Kreis Ehrenamtlicher, die das Projekt „Großmarkt Katzen Köln“ gegründet haben und die Katzen täglich füttern, versorgen und sich kümmern.
Für die rund 150 Katzen ist das Großmarktgelände in Köln-Raderberg ihr einziger Lebensraum. Doch Ende des Jahres sollen die Hallen abgerissen werden. Mit ihnen verschwinden die letzten Zufluchtsorte dieser Tiere.
Das Team vom Projekt “Großmarkt Katzen Köln“ arbeitet unter Hochdruck: Mehrere Futterstellen werden täglich versorgt, Krankheiten erkannt und dokumentiert, und scheue Tiere langsam an Menschen gewöhnt. Alles, um sie rechtzeitig sichern und umsiedeln zu können. Wie in ganz Europa leiden Straßenkatzen auch hier im Stillen.
„Viele Katzen sind augenscheinlich in einem guten Zustand, aber man muss grundsätzlich von allen infektiösen Krankheiten ausgehen“, sagt Mania Leveringhaus, Initiatorin und Leiterin des Projekts. „Diese Tiere müssen dringend medizinisch versorgt werden.”
Was droht den Kölner Straßenkatzen, wenn nichts geschieht?
Die Uhr tickt: Ende des Jahres endet die Duldung des Tierlebens auf dem Großmarktgelände – ein fester Abrisstermin steht zwar bisher nicht fest, doch der Rückbau hat bereits begonnen. Mit jedem abgetragenen Hallenteil schrumpfen die Rückzugsorte der Katzen.
Ohne eine organisierte Umsiedlung drohen unkontrollierte Flucht, schwere Verletzungen durch Baumaschinen oder der Tod vieler Tiere. Besonders gefährdet sind jene, die weder gesund noch an Menschen gewöhnt sind – eine „spontane Umsiedlung“ würde sie überfordern.
„Dieses Gelände und die Hallen sind ihre Rückzugsorte. Wenn der Abriss beginnt, wird das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einige Katzen das Leben kosten“, betont Mania Leveringhaus. Selbst für Tiere, die in umliegende Gebiete ausweichen, ist das Überleben ungewiss. Dort gibt es keine gesicherte Versorgung, und mit dem Abriss verschwinden auch bestehende Futterstellen. Die Projektleitung stellt zudem infrage, ob ein solcher Abriss unter den aktuellen Bedingungen überhaupt mit dem Tierschutzgesetz vereinbar wäre.

Zwischen Abfällen und Schutt suchen die Straßenkatzen am Großmarkt in Köln nach Sicherheit. Foto: Mania Leveringhaus
Doch wie könnte eine Lösung konkret aussehen?
Der Plan des Projekts „Großmarkt Katzen Köln“ ist klar: Zunächst müssen alle Katzen gesichert und medizinisch versorgt werden. Dafür braucht es dringend eine geeignete Immobilie, in der eine notwendige Quarantäneeinheit aufgebaut werden kann – mit Strom, Wasser, Fenstern und Sicherheitsmaßnahmen – idealerweise für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten.
In dieser temporären Quarantänestation sollen die Tiere medizinisch versorgt, auf infektiöse Katzenkrankheiten getestet, kastriert und behandelt werden. Anschließend werden sie – je nach Charakter – an betreute Auswilderungsstellen umgesiedelt oder an erfahrene Vereine übergeben werden.
VETO fordert: Sofortige Bereitstellung einer Immobilie
Gemeinsam mit dem Projekt „Großmarkt Katzen Köln“ fordert VETO eine schnelle Lösung. In einem offenen Brief fordert VETO die Stadt Köln auf, unverzüglich eine geeignete Immobilie bereitzustellen, in der die Tiere medizinisch versorgt, kastriert und auf ihre Umsiedlung vorbereitet werden können.
Was dringend gebraucht wird:
- Mindestens 300 m² Fläche (besser 500–1000 m²)
- Heizung, Strom, Wasseranschluss
- Fenster und eine funktionale Raumstruktur (z. B. ehemalige Büros)
- Sichere Lage, abschließbar und geschützt vor Vandalismus
- Keine Containerlösung oder Hallen ohne Fenster – ungeeignet für Quarantäne, Pflege und Gewöhnung
- Kontrollierte Auswilderungsplätze im Kölner Umland
Und was macht die Stadt?
Nach all den Risiken für die Katzen stellt sich die entscheidende Frage: Wer übernimmt Verantwortung? Der Abriss des Großmarkts ist seit Langem beschlossen – genug Zeit also, um rechtzeitig Vorsorge zu treffen. Doch trotz zahlreicher Gespräche und Bitten des Projektteams gibt es bislang keine verbindliche Zusage für eine geeignete Unterkunft.„Mir fehlt es da definitiv an Lösungen, und mir fehlt es auch an Schnelligkeit“, sagt Mania Leveringhaus. Für sie ist klar: Die Stadt Köln muss handeln: „Das ist ein menschengemachtes Problem und diese Katzen leben auf einem städtischen Grundstück.“
Manias Appell ist eindringlich: „Ich wünsche mir von ganzem Herzen eine zielführende Zusammenarbeit mit der Stadt Köln, aber immer nur unter der Prämisse, dass das Tierwohl an erster Stelle steht. Diese Tiere haben nur noch diese eine Chance. Die Zukunft der Tiere liegt in unseren Händen.“
Straßenkatzen in Deutschland – ein stilles Drama
Deutschlandweit leben schätzungsweise zwei Millionen Straßenkatzen. Die meisten stammen ursprünglich von unkastrierten Hauskatzen ab. Ohne medizinische Versorgung und ohne Kastration geraten sie in einen Teufelskreis aus Hunger, Krankheit und unkontrollierter Vermehrung.
Hier einige Fakten zur Lage in Deutschland:
- Schätzungsweise zwei Millionen Straßenkatzen – die Dunkelziffer ist unbekannt.
- Die meisten stammen von nicht kastrierten Hauskatzen, die ausgesetzt wurden oder entlaufen sind.
- Viele Kommunen ignorieren das Problem, weil keine flächendeckenden Kastrationspflichten bestehen.
- Krankheiten wie Katzenschnupfen, Parasiten und Mangelernährung gehören zum Alltag.
- Bis zu 75 % der Kitten überleben den sechsten Lebensmonat nicht.
Die Situation in Köln ist kein Einzelfall – ähnliche Probleme gibt es in vielen Städten, nur bleiben sie oft unsichtbar. Zwar gilt in Köln seit 2018 eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Katzen mit Freigang, doch in der Praxis bleibt die Umsetzung bei herrenlosen Tieren oft ehrenamtlich tätigen Tierschutzvereinen überlassen. Auch auf dem Großmarktgelände sind es allein die Tierschützenden des Projekts „Großmarkt Katzen Köln“, die kranke und unkastrierte Katzen sichern, behandeln und kastrieren lassen.

Die hohe Zahl an Straßenkatzen in Deutschland zeigt: Nur konsequente Kastrationsmaßnahmen können diesen Kreislauf stoppen. Grafik: VETO
Vermehrungspyramide erklärt: Warum Kastrationen wichtig sind
Wie rasant sich die Population sonst vervielfacht, macht die folgende Vermehrungspyramide deutlich. Eine nicht kastrierte Katze kann rein rechnerisch – mit ihren Nachkommen – in nur sieben Jahren für über 400.000 Nachfahren sorgen. Diese sogenannte „Vermehrungspyramide“ verdeutlicht, wie entscheidend konsequente Kastrationen sind, um Tierleid zu verhindern. In Köln wurde diese Notwendigkeit lange ignoriert.
Genau deshalb engagiert sich VETO nicht nur vor Ort, sondern auch international: mit Futterlieferungen, der Unterstützung von Kastrationskampagnen, der Finanzierung von medizinischem Bedarf und durch Aufklärungsarbeit, die das Leid der Straßenkatzen sichtbar macht.
Was du für die Straßenkatzen in Köln tun kannst
Das Projekt „Großmarkt Katzen Köln“ steht vor einer riesigen Aufgabe – und jede Unterstützung zählt. Du kannst helfen, indem du die Petition des Projekts unterschreibst, den Spendenaufruf teilst oder VETO dabei unterstützt, öffentliche Aufmerksamkeit für dieses Thema zu schaffen.
Wenn du ein Zeichen setzen möchtest: Die laufende Petition an die Stadt Köln gibt den Tieren eine Stimme – jede Unterschrift zählt. Hier geht’s zur Petition.
Auch finanzielle Hilfe wirkt direkt: Sie ermöglicht die Anschaffung von benötigter Ausstattung, Futter oder den Kauf notwendiger Ausrüstung wie Lebendfallen.
Spendenmöglichkeiten:
PayPal: Großmarkt Katzen Köln spenden
Überweisung:
Straßenkatzen Köln e. V.
Sparkasse KölnBonn
IBAN: DE03 3705 0198 0013 5227 43
BIC: COLSDE33XXX
Bitte im Verwendungszweck „Großmarkt Katzen“ angeben.
Bitte keine Alleingänge auf dem Gelände – für die Sicherheit der Tiere
Mania von Großmarkt Katzen Köln appelliert eindringlich: Bitte keine Alleingänge auf dem Gelände. Unkoordinierte Aktionen – so gut sie gemeint sein mögen – gefährden den Erfolg der monatelangen Arbeit. Die Futterstellen sind bewusst versteckt, um das Vertrauen der Katzen zu gewinnen. Jede fremde Störung verängstigt die Tiere und macht ihre Sicherung schwieriger.
„Wir sind ein eingespieltes Team. Die Katzen vertrauen uns, weil wir täglich da sind – das ist das Ergebnis monatelanger Arbeit. Auch wenn Hilfe gut gemeint ist: Es hilft uns mehr, wenn keine Alleingänge stattfinden.“
Jetzt zählt jede Hilfe
Der Abriss rückt näher – und mit ihm das Risiko, dass die Katzen ihr Zuhause und ihr Leben verlieren. Jede Unterstützung, ob durch Spenden, Unterschriften, öffentliches Teilen der Geschichte oder Hinweise auf eine geeignete Immobilie, bringt sie ihrem sicheren Neuanfang ein Stück näher.