Magazin · Tierschutz aktiv · 09. Juli 2025 · 4 Min. Lesezeit
Hund im heißen Auto - Rechte und Pflichten
Obwohl es als Allgemeinwissen gelten sollte, kommt es immer wieder vor, dass Hundehalterinnen und Hundehalter ihr Tier bei hohen Temperaturen im Auto zurücklassen. Was sind in Deutschland die Rechte und Pflichten in so einer Situation?

Ein Hund bei Hitze im Auto ist immer ein Notfall. Foto: VETO
Offiziell wurden 2024 allein in Deutschland mindestens 59 Hunde von Polizei und Feuerwehr aus überhitzten Autos befreit. Davon haben 5 Hunde einen qualvollen Hitzetod erlitten. „Mindestens“, da die Dunkelziffer vermutlich weitaus höher ist, denn diese Zahl bezieht sich nur auf die Fälle, über die in der Presse berichtet wurde.
Verantwortungslosigkeit und Ignoranz oder pure Unwissenheit der Hundehalter? Gegen Letzteres können wir gemeinsam etwas tun: Wie schnell die Temperaturen im Auto ansteigen, auch wenn draußen nur 20 Grad sind, und weitere Fakten zur Aufklärung haben wir hier zusammengestellt – inklusive einer übersichtlichen Anleitung, was zu tun ist, was unbedingt zu vermeiden ist und umfangreichem, kostenlosen Downloadmaterial zum Weiterleiten und Verteilen. Aber wie genau ist die rechtliche Lage?

Die normale Körpertemperatur von Hunden liegt zwischen 37,5 und 39 Grad, bei Welpen bei bis zu 39,5 Grad. Eine Körpertemperatur von über 41 Grad ist für Hunde lebensbedrohlich und kann zu schweren Organschäden oder zum Tod führen. Foto: VETO
Was sind die Rechte und Pflichten, wenn du einen Hund im heißen Auto entdeckst?
Oft hält Unwissenheit über die Gesetzeslage Passanten davon ab, im Notfall schnell zu handeln. Diese Bedenken sind unbegründet, so Tierrechtsanwalt Andreas Ackenheil: “Wird die Polizei gerufen und befreit einen Hund aus einer kritischen Situation, dann müssen die Halter auch die entsprechenden Kosten tragen. Dies entschied das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz im Jahr 2005. Zudem steht hinter jedem Fahrzeug eine Haftpflichtversicherung, und es ist rechtlich immer höher zu bewerten, einem Tier zu helfen, als nicht. Die Moral hat man somit immer auf seiner Seite. Das wird auch die Staatsanwaltschaft erkennen.“
Polizei, Feuerwehr oder selbst die Scheibe einschlagen?
Ruf besser die Polizei, statt der Feuerwehr, da sie schneller zum Auto kommt. Um gezielte Hilfe für das Tier zu leisten und rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, haben sich folgende Schritte bewährt:
- Welche Symptome zeigt der Hund?
- Such dir Zeugen und mach den Fahrzeughalter oder die Fahrzeughalterin ausfindig, denn es muss nachweislich nach ihnen gesucht werden.
- Ist das nicht erfolgreich, ruf die Polizei (110). Die Polizei darf das Fahrzeug öffnen und das Tier befreien.
- Die Scheibe darfst du nur im Notfall einschlagen – und zur rechtlichen Absicherung mit Zeugen – wenn sich der Hund in akuter Todesgefahr befindet und die Rettungskräfte nicht rechtzeitig eintreffen würden.
- Ruf die Tierrettung oder bring den Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt.
Rechtliche Konsequenzen und Pflichten für Tierhalterinnen und Tierhalter
Laut Tierschutzhundeverordnung § 8 haben Hundehalterinnen und Hundehalter „für ausreichende Frischluft und angemessene Lufttemperaturen zu sorgen, wenn ein Hund ohne Aufsicht verbleibt; dies gilt insbesondere für den Aufenthalt in Fahrzeugen.“
Wer hiergegen verstößt, muss sich grundsätzlich vor dem Strafrichter rechtfertigen und es droht je nach Einzelfall ein Bußgeld bis zu 25.000,00 € oder eine Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren.
Nach § 17 Tierschutzgesetz können Hundehalterinnen und Hundehalter wegen Tierquälerei zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie ihr Tier im heißen Auto zurücklassen. Je nachdem, ob der Hund aus Unwissenheit oder vorsätzlich in die Notsituation gebracht wurde, kann der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz als Straftat oder Ordnungswidrigkeit eingestuft werden. „Die Bußgeldspanne geht theoretisch von 50 bis 25.000 Euro,“ so Ackenheil, wobei Staatsanwaltschaften laut dem Anwalt tierrechtliche Angelegenheiten leider häufig nicht als so gravierend bewerten. „Ich erinnere mich nur an einen Fall, wo eine Strafe von 3500 Euro verhängt worden ist – solche Urteile werden jedoch selten veröffentlicht, um Präzedenzfälle zu vermeiden.“ Wenn aufgrund der Nachlässigkeit der Halterinnen oder Halter beispielsweise ein Hund im aufgeheizten Fahrzeug stirbt, kann nach §§ 17, 20 Tierschutzgesetz ein lebenslanges Tierhalteverbot verhängt werden.
„Tierschutzgesetze sind in Deutschland nicht zu lasch, sondern müssen richtig genutzt werden.“
Andreas Ackenheil, Tierrechtsanwalt
Er schlägt Auflagen vor, die die Tierhalter und Tierhalterinnen schwerwiegender belasten als nur ein Bußgeld: „In Frankreich kann in so einem Fall beispielsweise der Führerschein entzogen werden.“ Ob das in Zukunft auch in Deutschland so gehandhabt wird, ist fraglich. Sicher ist, dass das Thema garantiert im Sommer auftaucht: „‘Hitzefalle Auto‘ ist ein Thema, das bei uns in der Kanzlei jedes Jahr wieder aufkommt,“ bestätigt Ackenheil.
Wir sorgen aus diesem Grund für Aufklärung – sowohl für Hundehalterinnen und Hundehalter als auch für Passanten. Aufmerksamkeit und schnelles und überlegtes Handeln rettet Leben. Lade dir hier unser kostenloses Infomaterial herunter und supporte unsere Aufklärungskampagne mit dem Hashtag #nur5Minuten. Gemeinsam bewegen wir Tierschutz!