Magazin · Tierschutz aktiv · 09. Juli 2025 · 4 Min. Lesezeit
Hitzefalle Auto – was muss ich tun?
Auch diesen Sommer war es in den Medien bereits Thema: Hundehalterinnen und Hundehalter, die ihr Tier bei hohen Temperaturen im Auto zurücklassen und damit riskieren, dass der Hund einen Hitzschlag erleidet – nur fünf Minuten reichen aus, damit das Auto zur Hitzefalle wird und Lebensgefahr für den Hund bedeutet.

Allein in 2024 wurde von 5 toten Hunden im Zusammenhang mit dem Auto als Hitzefalle in der Presse berichtet. Die Dunkelziffer wird deutlich höher sein. Foto: VETO
Du siehst beim Einkaufen oder auf dem Weg zum Freibad einen Hund im geparkten Auto, das Fenster ist einen Spalt geöffnet. Was nun? Besser reagieren, als untätig am Auto vorbeilaufen, sagt Tierrechtsanwalt Andreas Ackenheil:
„Es ist rechtlich immer höher zu bewerten, einem Tier zu helfen, als nicht.“
Andreas Ackenheil, Tierrechtsanwalt
Eine ausführliche Aufklärung über die Rechte und Pflichten in so einem Fall findest du hier. Wie aber erkennst du, ob der Hund wirklich in Gefahr ist, und was sind die einzelnen Schritte, um im Notfall bestmöglich zu helfen?
In Minuten zur Lebensgefahr
„Nur 5 Minuten.“ Kurz auf dem Weg nach Hause in ein Geschäft springen und den Hund im Auto lassen: „Ein Fenster war doch offen. Das Auto stand im Schatten und es war eine Schale Wasser im Auto.“ Das sind häufig die Aussagen von Tierhalterinnen und Tierhaltern. Viele unterschätzen dabei den zeitlichen Faktor. Die nachstehende Tabelle zeigt, wie schnell die Temperatur im Auto ansteigt, sobald die Außentemperatur die 20-Grad-Grenze überschreitet, und dass weder Wasser noch ein Parkplatz im Schatten einen Hitzschlag des eingeschlossenen Tieres verhindern können.
Zudem wird häufig aus den geplanten fünf Minuten eine Stunde, wie Fälle aus der Praxis zeigen – die Temperatur im Auto beträgt dann 46 Grad Celsius bei 20 Grad Außentemperatur und für den Hund kommt jede Hilfe zu spät. An einem warmen Sommertag braucht es nur Minuten, um das Tier in akute Lebensgefahr zu bringen, wie die Tabelle zeigt.

Im Sommer führen hohe Temperaturen im geparkten Auto bei Hunden schnell zum Hitzschlag – mit bleibenden Folgen, schlimmstenfalls dem Tod.
Im Gegensatz zum Menschen verlieren Hunde viel Wasser bei der Regulierung ihrer Körpertemperatur: Der Hund trocknet durchs konstante Hecheln aus und kann dadurch seinen Körper ab einer Umgebungstemperatur von ungefähr 28 bis 30 Grad nicht mehr ausreichend herunterkühlen. Die Körpertemperatur beginnt kontinuierlich zu steigen, und die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier einen Hitzschlag erleidet und daran stirbt, ist hoch.
Oft zögern Passantinnen und Passanten, im Notfall schnell zu handeln – aus rechtlichen Bedenken. Unbegründet, laut Ackenheil: „Hinter jedem Fahrzeug steht eine Haftpflichtversicherung und eine Scheibe kann schnell ersetzt werden – das Leben des Tieres ist jedoch unbezahlbar.”
Das kannst du im Notfall tun:
- Lage einschätzen: Welche Symptome zeigt der Hund? Ist er unruhig und hechelt stark oder hat Schaum vor dem Mund? Je schlimmer sein Zustand, desto schneller musst du handeln.
- Besitzerin oder Besitzer finden: Such dir Zeugen und mach den Fahrzeughalter oder die Fahrzeughalterin ausfindig, denn es muss nachweislich nach ihnen gesucht werden. Das geschieht am besten durch einen Lautsprecherausruf im Geschäft oder (öffentlichen) Gebäude.
- Polizei rufen (110): Ist das nicht erfolgreich, ruf die Polizei (110), da sie schneller zum Auto kommt als die Feuerwehr. Die Polizei darf das Fahrzeug öffnen und das Tier befreien, falls die Hundehalterin oder der Hundehalter nicht schnell genug gefunden wird.
- Ruhig bleiben: Es gilt, Ruhe zu bewahren und der Polizei den Sachverhalt mit kurzen, knappen Antworten zu schildern.
- Im Notfall handeln: Die Scheibe darfst du nur im Notfall einschlagen – und zur rechtlichen Absicherung mit Zeugen – wenn sich der Hund in akuter Todesgefahr befindet und die Rettungskräfte nicht rechtzeitig eintreffen würden.
- Zustand ermitteln: Akute Todesgefahr erkennst du an starkem, angestrengtem Hecheln, Taumeln, Krämpfen, Durchfall, Erbrechen und Teilnahmslosigkeit des Tieres.
Was machst du nach der Rettung aus dem Fahrzeug?
- Bring den Hund in den Schatten oder an einen kühlen Ort und benetze ihn mit Wasser, angefangen bei den Pfoten (kein eiskaltes Wasser, da dies zu einer Verengung der Gefäße führt und die Hitze dadurch nicht gut vom Körper abgegeben wird).
- Schütte kein Wasser direkt auf den Hund – das würde zu einem weiteren Schock für sein System führen.
- Biete dem Hund lauwarmes Wasser zum Trinken an.
- Ruf die Tierrettung oder bring den Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt.
Auch nach der Rettung drohen bei dem überhitzten Tier irreparable Organschäden, Blutgerinnungsstörungen und andere Spätfolgen – daher lieber zu früh handeln, anstatt zu zögern.
Tierärztin Jessica Weske erklärt im Video, wann der Innenraum eines Autos für Hunde zur tödlichen Gefahr wird und wie du in so einem Fall Erste Hilfe leisten kannst. Video: VETO
Was solltest du auf keinen Fall tun?
- Lege keine nassen Handtücher auf den Hund, da sie die Hitze stauen können und der Hund dadurch nicht gekühlt, sondern wieder aufgewärmt wird.
- Ist der Hund bereits bewusstlos, flöße ihm auf keinen Fall Wasser ein: Das Wasser kann in die Lunge geraten und dazu führen, dass der Hund erstickt
- Das Benetzen der Pfoten mit (medizinischem) Alkohol ist nachweislich nicht hilfreich. Zudem besteht dann die Gefahr, dass bei einer möglicherweise erforderlichen Reanimation durch Elektroschocks das Fell des Hundes anfängt zu brennen.
Welche Hunde sind besonders gefährdet?
Manche Hunde sind von Natur aus anfälliger für Hitze. Für sie kann selbst ein milder Sommertag zur tödlichen Gefahr werden – oder eine längere Fahrt im Auto ohne Klimaanlage. Hunde mit kurzen Schnauzen sind wegen ihrer eingeschränkten Fähigkeit zu hecheln besonders anfällig für einen Hitzschlag. Möpse, Boxer, Bulldoggen und verwandte Rassen sollten darum besonders vor Hitze geschützt werden. Auch kleine und kurzbeinige Hunderassen wie Jack Russell Terrier oder Dackel können sich durch ihre Nähe zum heißen Boden schwer vor Hitze schützen.
Ältere und übergewichtige Hunde haben oft eine geringere körperliche Belastbarkeit und leiden daher leichter unter Hitzeerschöpfung. Hinzu kommen bei älteren Hunden Vorerkrankungen, die ihre Thermoregulation beeinträchtigen können, während übergewichtige Hunde aufgrund des zusätzlichen Fettgewebes oft Schwierigkeiten bei extremen Temperaturen haben. Labradore, Malinois und Golden Retriever gehören zu den Hunden, die ebenfalls besonders gefährdet sind. Grund dafür ist ihr oft hohes Energieniveau – da sie zu hoher körperlicher Aktivität neigen, können sie bei heißem Wetter schnell überhitzen.
Das alles sind Fakten, die viele Menschen nicht kennen – darum klären wir auf. Dein Handeln kann Leben retten! Lade dir hier unser Infomaterial kostenlos herunter und supporte unsere Aufklärungskampagne mit dem Hashtag #nur5Minuten.