Magazin · Hunde-Ratgeber · 14. März 2024 · 5 Min. Lesezeit
Hund frisst Kot: Ursachen, Gefahren und Tipps zum Abgewöhnen
Kot gehört nicht zum Speiseplan eines Hundes und das Kotfressen ist weitaus mehr als ein ästhetisches Problem. Erfahre hier, welche Ursachen das Kotfressen – fachbegrifflich Koprophagie genannt – haben kann, welche Gefahren dabei für Hund und Mensch entstehen und wie du deinem Hund das Fressen von Kot abgewöhnen kannst.
Kot hat auf einige Hunde eine besondere Anziehungskraft. Diese Neigung kann auch auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Foto: Shutterstock
Der Hund verschwindet kurz im Gebüsch. Als er wieder kommt schleckt er sich genüsslich das Maul. Schon aus mehreren Metern Entfernung kommt den Halter:innen ein unschöner Geruch entgegen. Und sie können schnell darauf schließen, was der Hund wohl da im Gebüsch getrieben hat: Der Vierbeiner hat Kot gefressen.
Einige Halter:innen haben ihren Hund sicherlich schon dabei ertappt, wie er gerade dabei war oder beginnen wollte, Hinterlassenschaften zu fressen. Ob von Artgenossen, Nachbarskatze, Wildtieren oder Menschen. Das Fressen von Kot sollte jedoch nicht einfach als unschöne Marotte des Vierbeiners abgetan werden. Die Koprophagie kann vielfältige Ursachen haben und auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Und die fremden Hinterlassenschaften können für Hunde Gefahren mit sich bringen.
Warum fressen Hunde Kot? Ursachen für Koprophagie
Ein gewisses Interesse an Hinterlassenschaften ist bei vielen Hunden vorhanden – insbesondere an jenen von Kaninchen, Wildtieren, Pferden und Katzen. Es wird vermutet, dass hier evolutionäre Faktoren eine gewisse Rolle spielen. Es gibt auch durchaus Umstände, bei denen das Kotfressen als normal bewertet werden kann. So reinigen Hündinnen die Wurfkiste vom Kot ihrer Welpen, indem sie ihn einfach auffressen.
Abgesehen davon gibt es generell viele mögliche Ursachen für das Kotfressen. Es gilt deshalb herauszufinden, warum der Hund die Hinterlassenschaften zu sich nehmen will, um das Verhalten langfristig unterbinden zu können. Folgende Ursachen kommen für das Kotfressen in Frage:
- Gesundheitliche Ursachen
- Ernährungsbedingte Ursachen
- Psychisch bedingte Gründe
- Mangelnde Hygiene
Gesundheitliche Ursachen
Das Fressen von Kot kann ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme des Hundes sein. Eine solche Neigung kann etwa durch eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen werden. Bei dieser kann es aufgrund einer ungenügenden Nahrungsverwertung zu Mangelerscheinungen kommen. Um dieses Defizit auszugleichen, begibt sich der Hund auf die Suche nach einer anderen Energiequelle, die dann eben der Kot anderer Tiere oder Menschen darstellen kann.
Das Kotfressen kann auch auf einen Befall mit Darmparasiten hindeuten. Würmer, Giardien und Co. entziehen dem Hund wichtige Nährstoffe beziehungsweise tragen dazu bei, dass der Vierbeiner die Nahrung nicht genügend verwerten kann. Der Hund versucht über das Kotfressen, diesen Mangel wieder auszugleichen.
Auch eine Hormonstörung wie etwa bei Diabetes oder dem Cushing-Syndrom kann mitunter zu einer Koprophagie führen. Beim Cushing-Syndrom schüttet die Nebennierenrinde vermehrt Kortisol aus, wodurch es zu einer zu hohen Konzentration des Hormons im Körper kommt.
Ernährungsbedingte Ursachen
Neben Erkrankungen kann es auch durch ernährungsbedingte Ursachen zu Mangelerscheinungen kommen, die der Hund durch das Kotfressen versucht zu kompensieren. Wenn das Futter beispielsweise nur schwer verdaulich oder nicht vollwertig genug ist, kann ein Mangel an wichtigen Nährstoffen – insbesondere Vitaminen und Mineralien – entstehen, der den Hund dazu bewegt, Kot aufzunehmen.
Psychisch bedingte Gründe
Auch Defizite bei der Haltung des Hundes können zu einer Koprophagie führen. So wurde das Kotfressen beispielsweise vermehrt bei Tieren beobachtet, die zu wenig Auslauf bekommen. Als weitere Ursache, die die Neigung zum Kotfressen verstärkt, kann eine mangelnde Aufmerksamkeit durch die Halter:innen gezählt werden. Frisst der Hund Kot, reagieren die Halter:innen vielleicht mit einem lauten Aufschreien, gegebenenfalls fliegt dann auch mal ein Leckerli, um den Hund vom Kot abzulenken. Das alles ist als Aufmerksamkeit zu werten, nach der sich der Hund vielleicht sehnt.
Sind die Bedürfnisse des Hundes durch falsche Haltung nicht befriedigt, kann es zudem zu erhöhtem Stress beim Vierbeiner kommen, der schließlich zum Kotfressen führt.
Darüber hinaus kann die Ursache für das Kotfressen eine übermäßige Form des Revierverhaltens sein. Einerseits kann es bei einem sehr ausgeprägten Revierverhalten dazu kommen, dass der Kot anderer Hunde gefressen wird, um die fremden Gerüche aus dem eigenen Revier zu entfernen. Andererseits kann eine starke Unsicherheit bei Hunden auch dazu führen, dass sie den eigenen Kot nach dem Absetzen fressen, um ihr Eindringen in ein fremdes Revier zu vertuschen.
Mangelnde Hygiene
Ähnlich wie bei Hündinnen, die ihre Lagerstätte vom Kot der Welpen reinigen möchten, kann es auch bei der Haltung von Hunden in verdreckten Zwingern oder Verschlägen zu Koprophagie kommen. In diesem Fall versuchen die Hunde durch das Fressen von Kot ihr Umfeld sauber zu halten.
Bei Welpen kann das Kotfressen teilweise mit einer natürlichen Neugier erklärt werden. Die Gründe für erwachsene Hunde sind zahlreich. Foto: Shutterstock
Hund frisst Kot: Gefahren für Tier und Mensch
Das Kotfressen sollte nicht einfach als Marotte des Hundes abgetan werden, denn die unschöne Angewohnheit birgt Gefahren – sowohl für den Vierbeiner als auch für die im Haushalt lebenden Menschen.
Hunde können sich durch den aufgenommenen Kot mit zahlreichen Parasiten anstecken. Zu diesen zählen etwa Spul- und Bandwürmer sowie Giardien, die erhebliche Folgen für die Gesundheit des Tieres haben können. Parasiten wie etwa Bandwürmer bergen auch für die Halter:innen Gefahren. Denn nimmt der Mensch die Eier auf, können sich die Parasiten in den menschlichen Organen vermehren und schwere gesundheitliche Schäden verursachen.
Durch das Kotfressen können sich bei Hunden auch Viruserkrankungen wie die Parvovirose übertragen. Gleiches gilt für Bakterien wie etwa Salmonellen.
Gerade auch die Aufnahme von Pferdeäpfeln kann für Hunde gefährlich werden. Die bei der Pferdeentwurmung eingesetzten Medikamente werden zum Teil über den Kot wieder ausgeschieden. Wenn der Hund die mit Entwurmungsmitteln belasteten Pferdeäpfel aufnimmt, kann es zu einer Vergiftung kommen. Dabei sind gerade Hunde mit dem MDR1-Gendefekt, wie etwa lang- und kurzhaarige Collies oder Australian Shepherds, ernsthaft gefährdet. Aufgrund ihrer Überempfindlichkeit gegenüber einer ganzen Reihe von Medikamenten kann es schon bei der Aufnahme kleinerer Mengen von belastetem Pferdekot zu gefährlichen Vergiftungserscheinungen kommen.
Tierkliniken in Großstädten berichten von einem weiteren Vergiftungspotential durch Hinterlassenschaften. Gerade in Parks kam es hier bei Hunden vermehrt zur Aufnahme von Menschenkot, in dem sich Rückstände von Drogen befanden. Als Folgen dieser Aufnahme berichten die Veterinär:innen von Vergiftungserscheinungen, schweren neurologischen Symptomen, Kreislaufproblemen und Herzrasen bei den Hunden.
Wie kann man dem Hund das Fressen von Kot abgewöhnen?
Aufgrund der Vielzahl an Ursachen, die als Motivation für das Kotfressen infrage kommen, gilt es zunächst herauszufinden, warum der Hund diese Neigung hat. Gesundheitliche Aspekte sowie mögliche psychische Belastungen sollten daher genau unter die Lupe genommen werden und von einem:einer Tierärzt:in beziehungsweise einem:einer Hundetrainer:in analysiert werden. Ebenfalls sollte erörtert werden, ob die Haltungsbedingungen sowie die Fütterung optimiert werden können.
Lässt sich mit den oben genannten Gründen das Kotfressen nicht erklären, kann zur Prävention ein Anti-Giftködertraining helfen. Bei diesem wird dem Hund beigebracht, anstatt den Kot aufzunehmen, den Fund seinen Halter:innen anzuzeigen. Für das alternative Verhalten wird der Vierbeiner anschließend belohnt.
Um den Hund davon abzuhalten, sein Ziel – in diesem Fall die Hinterlassenschaften – zu erreichen, sollte zudem der Rückruf sitzen. Auch ein Abbruchsignal wie „Aus“ sollte gefestigt sein, wenn sich der Hund vielleicht schon an seinem Fund zu schaffen macht.
Auch ein Maulkorb kann verhindern, dass der Hund regelmäßig Kot aufnimmt. Hilfreich ist in diesem Fall gerade eine Variante mit Leckschutz.