Magazin · Erfolge und Happy Ends · 13. Juni 2025 · 5 Min. Lesezeit
Rettungsmission Cornetu – Ein Kraftakt für VETO und ein neues Kapitel für 63 Hunde
Vergangenes Wochenende war ein VETO-Team im Einsatz in Rumänien, um dort die im Shelter Cornetu verbliebenen Hunde vor dem Tod zu retten und in Sicherheit zu bringen. Es war eine kraftraubende Mission, die wir unter Extrembedingungen in Teamarbeit in letzter Minute schaffen konnten.

Die Rettung der 63 Hunde aus der Tötungsstation Cornetu hat den beteiligten Tierschützerinnen und dem VETO-Team alles abverlangt. Foto: VETO
Tierheime, die den Namen nicht verdienen
Öffentliche Tierheime in Rumänien sind derart berüchtigt, dass sie außerhalb des Landes als „Tötungsstationen“ bekannt sind (VETO berichtete). Cornetu galt dabei als Negativbeispiel. Das Tierheim nahe Bukarest war bis vor Kurzem in Privatbesitz – unter katastrophaler Führung: Die Hunde lebten in kleinen Verschlägen, bekamen kaum Futter, keine Zuwendung und keine medizinische Versorgung. Die Tötungsrate betrug 100 %, bevor im August 2019 Hope for Catas Strays und andere Tierschutzvereine eingegriffen und seitdem die Hunde versorgt, vermittelt und aus Cornetu rausgeholt haben.
„Ich erinnere mich, dass die Fotos so schockierend waren, dass wir das Tierheim damals in nur zwei Wochen leeren konnten.“
Catalina Voica, Hope for Catas Strays
Die 34-jährige Rumänin hat in unserer dramatischen Rettungsaktion am vergangenen Wochenende eine zentrale Rolle übernommen. Sie hat mit ihrem Verein Hope for Catas Strays bereits seit vielen Jahren die Hunde in Cornetu mit Futter und medizinischer Hilfe versorgt.
Einen offiziellen Zugang hatte Catalina nicht. Sie hat die Möglichkeit genutzt, als Freiwillige zu helfen – eine Ausnahme unter ihren Landsleuten: „Jeder hatte immer die Möglichkeit, die Hunde dort zu füttern oder zu retten, aber niemand hat es getan. Obwohl es in Rumänien hunderte Vereine gibt, leisten nicht alle gute Arbeit. Und die wenigen, die es tun, können mit den schlimmen Zuständen in den Tötungsstationen nicht umgehen. Ich war immer allein im Tierheim.“

Überleben statt Leben. Für die Hunde war das Shelter in Cornetu der blanke Horror. Foto: VETO
Rumäniens System: Tierheime als Tötungsstationen
Von der Regierung geförderte Tierheime sind in Rumänien keine sicheren Zufluchtsorte für Straßenhunde, sondern karge Todeszellen, in denen die Tiere nach einer Frist von 14 Tagen offiziell getötet werden dürfen, wenn sie bis dahin nicht vermittelt worden sind. Damit wird auf grausame Weise viel Geld verdient und gleichzeitig dient es den Kommunen als kostengünstige und schnelle „Lösung“ für das Straßenhundeproblem. Es mangelt an Infrastruktur und tierärztlicher Versorgung, Kontrollen und Transparenz.

Unzählige Hunde fristen in rumänischen Tötungsstationen ein jämmerliches Dasein. Foto: VETO
Auch in Cornetu haben die Tiere nur dank des Supports von internationalen Organisationen wie VETO und dem Einsatz von Freiwilligen, wie Catalina überlebt: „Da die Hunde teils monatelang dort geblieben sind, mussten wir natürlich auch regelmäßig mit Futter und medizinischer Versorgung helfen. Ich habe die Besitzer außerdem gebeten, mir zu erlauben, jede Woche Fotos von allen Hunden und Werbung zu machen.“
Mit Erfolg: 2.000 Hunde hat Hope for Catas Strays insgesamt innerhalb der letzten fünf Jahre aus Cornetu gerettet. Geholfen hat Catalina mit ihrem Verein bereits mehr als 10.000 Tieren.
Hope for Catas Strays: Ein Partnerverein mit Geschichte und Erfahrung
Solche Erfolge sind dank der langjährigen Erfahrung und dem andauernden Engagement von Tierschützern wie Catalina möglich: „Ich habe vor etwa elf Jahren angefangen, streunende Hunde in der Gegend von Bukarest zu füttern. Damals arbeitete ich als Rechtsberaterin und verdiente nur durchschnittlich. Daher konnte ich mir kein Trockenfutter für die fast 60 Hunde leisten. Ich erinnere mich, dass ich jeden Tag 38 Stück Brot gekauft habe, um sie zu füttern.“
Heute gehört Hope for Catas Strays ein Tierheim mit rund 600 Straßentieren und eine sehr gute Klinik, die ihnen die nötige tierärztliche Versorgung bietet. Da auch ihr Tierheim überfüllt ist, hat Catalina ihre Energie die letzten Jahre in die Vermittlung der Hunde aus Cornetu gesteckt und in ihre Versorgung vor Ort.
„Ich bin immer hingegangen, selbst wenn ich krank war, sogar ein paar Tage nach der Geburt, egal bei welchem Wetter oder an welchen Feiertagen. Ich habe Fotos von allen Hunden gemacht, ständig Futter und Decken verteilt und gehofft, dass die Regierung irgendwann das Töten in Tierheimen verbietet oder das Tierheim irgendwie schließt.“
Catalina Voica, Hope for Catas Strays

In den vergangenen Jahren hat Tierschützerin Catalina unzählige Hunde gerettet. Die Rettung der letzten Hunde aus Cornetu ist für sie eine Herzensangelegenheit. Foto: VETO
Für VETO ein idealer Partner für eine Rettungsaktion. Dass die Schließung des Shelters in Cornetu so schnell passieren und ein augenblickliches Handeln erfordern würde, war für alle Beteiligten überraschend.
Verkauf des Tierheims und Rettung in letzter Sekunde
Nachdem der private Eigentümer des Shelters verstorben war, war es das Ziel seiner Tochter, das Erbe so schnell wie möglich zu verkaufen. Die Stadt sagte den Kauf unter der Bedingung zu, dass das Shelter leer sei: Alle Hunde, die am 8. Juni noch dort wären, würden getötet. Eine Verlängerung der Frist sei unmöglich. Als VETO davon erfuhr, war sofort klar: Wir müssen handeln. Gemeinsam mit Hope for Catas Strays und AriPaws und haben wir eine Rettungsaktion organisiert, die unter höchstem Zeitdruck stattfand und einen beispiellosen Kraftakt und den vollen Einsatz aller Beteiligten erforderte.
Das erste Wochenende wurde zur Koordination und zum Sammeln von Geldern genutzt. Notunterkünfte mussten auf den Grundstücken von Hope for Catas Strays und AriPaws unter extremen Bedingungen gebaut werden: Regen, Materialmangel, Zeitdruck – die Herausforderungen waren enorm.
Ein VETO-Team reiste kurzfristig nach Rumänien, um beim Aufbau zu helfen, Material und Transportmöglichkeiten zu organisieren und die bevorstehende Rettung zu unterstützen. Viele Helferinnen und Helfer arbeiteten rund um die Uhr mit einem Ziel: Keiner von den 63 Hunden darf zurückbleiben.
„Die Hunde lebten in ihren eigenen Fäkalien in stickigen Zwingern auf engstem Raum und wirkten stark traumatisiert: Sobald sich einer von uns annäherte, verkrochen sie sich in die hinterste Ecke. Wir hätten sie niemals dort zurücklassen können.“
André Meyer, VETO
Am nächsten Morgen kehrt das Team von Hope for Catas Strays zurück nach Cornetu und holt die letzten Hunde. 63 Hunde sind in zwei privaten Sheltern in Sicherheit. Die Zwinger des Public Shelters in Cornetu sind leer. Die Mission war erfolgreich.
„Ich habe geweint, als der letzte Hund seinen Zwinger verließ. Ich hatte alle Bilder vor Augen von den fünf Jahren in diesem Tierheim, in denen ich versucht habe, jeden Hund nach draußen zu bringen. Es war aber auch ein Gefühl der Erleichterung: Zu wissen, dass wir diese Last von diesem Moment an nicht mehr tragen müssen.“
Catalina Voica, Hope for Catas Strays

In Sicherheit können die Hunde aus Cornetu sich nun erholen und zu Kräften kommen. Foto: VETO
Ein neues Kapitel beginnt
Die neu errichteten Notunterkünfte bieten den Hunden vorerst Schutz und werden weiter ausgebaut. Hier erfahren sie oft zum ersten Mal Zuwendung und Fürsorge. Viele von ihnen sind jedoch krank, geschwächt und traumatisiert. Jetzt brauchen sie Pflege, medizinische Versorgung, Futter – und vor allem Zeit, um wieder Vertrauen zu fassen.
„Es war ein anstrengendes und aufwühlendes Wochenende, aber wir haben unser Versprechen gehalten. Alle Hunde sind sicher in den improvisierten Unterkünften untergebracht und haben die Chance auf eine bessere Zukunft.“
André Meyer, VETO
Diese Rettungsmission – die wörtlich in letzter Minute erfolgreich beendet worden ist – war ein Kraftakt. Möglich war sie nur durch die enge Kooperation und den entschlossenen Einsatz von freiwilligen Helferinnen und Helfern und internationalen Tierschutzorganisationen. Und durch die Unterstützung der VETO-Community. Danke!
Gemeinsam haben wir gezeigt, was im Tierschutz auch kurzfristig möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten – selbst, wenn eine Situation ausweglos scheint. 63 Hunde haben die Chance auf ein neues Leben in Würde bekommen. Und wir machen weiter: Schon jetzt bereiten wir die nächste Rettungsaktion vor. Wer dauerhaft helfen möchte, kann mit einer Futterpatenschaft jeden Tag gefüllte Näpfe und sichere Versorgung ermöglichen. Gemeinsam bewegen wir Tierschutz.