Magazin · Tierschutz aktiv · 17. Juni 2025 · 5 Min. Lesezeit
Tierschützende im Fokus: Catalina Voica von Hope for Catas Strays
Kaum waren die Hunde aus Cornetu in Sicherheit, kam der nächste Notruf aus Rumänien: 30 Welpen wurden im Public Shelter von Târgu Jiu entdeckt und müssen in Catalinas Tierheim untergebracht werden. Wer ist die 34-jährige Rumänin und wie geht sie mit der andauernden Notsituation der Straßentiere in ihrem Land um?

Tierschützerin Catalina Voica ist eine wahre Kämpferin - für Tiere in Rumänien und gegen ihre Tötung. Foto: VETO
Tierschützerin in einem Land, in dem Tierschutz klein geschrieben wird
Schon als Kind hat Catalina auf dem Hof ihrer Großeltern viel Zeit mit Tieren verbracht. Ein Umfeld, in dem Nutztiere gehalten und getötet wurden, um Nahrung zu beschaffen – typisch für Rumänien und nicht gerade förderlich für die Tierliebe: „Ich erinnere mich, wie ich einmal mit einer Ente im Arm weinte, weil ich nicht wollte, dass meine Großeltern sie töteten. Sie ließen mich einfach mit ihr allein, und später fand ich heraus, dass sie hinter meinem Rücken eine weitere Ente umgebracht hatten.“
Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – hat Catalina eine große Tierliebe entwickelt: „Meine Mutter erzählt mir immer, dass ich ständig mit Welpen und Kätzchen nach Hause kam und sie mir nie erlaubte, sie im Haus zu behalten, sondern mich immer bat, sie wieder auf die Straße zu setzen. Ich glaube, das war ein Trauma für mich und deshalb bin ich als Erwachsene dazu gekommen, Tausende Tiere zu retten.“
Wie die meisten Tierschützer hatte auch die Bukaresterin ein einschneidendes Erlebnis, das sie zum Tierschutz gebracht hat. Ihres hieß Fernando: „Der Hund hatte einen blutenden Tumor und konnte seine Hinterbeine nicht richtig bewegen. Ich wusste damals nicht, was mit ihm los war, also brachte ich ihn in eine Klinik. Später holte ich ihn zu mir nach Hause, und er lebte drei weitere Jahre bei uns. Er war der erste Hund, der mir bedingungslose Liebe beigebracht und damit meine Rettungsaktionen inspiriert hat.“

Unzählige Hunde haben dank Catalinas Rettungsaktionen die Tötungsstation überlebt. Foto: VETO
Seitdem hat Catalina mit ihrem Verein Hope for Catas Strays rund 10.000 Tieren geholfen – durch Rettung, medizinische Hilfe, Futterbeschaffung, Zuwendung und die Vermittlung an liebevolle Adoptantinnen und Adoptanten, viele davon aus dem Ausland. Obwohl ihre Arbeit Catalina regelmäßig an die Grenzen der Belastbarkeit bringt, kämpft sie weiter.
“Ich weiß, wenn ich zusammenbreche, sterben Tiere. Ich kann mir keine Zusammenbrüche leisten, wenn ich weiß, dass diese Hunde, die wir täglich retten, sterben würden.”
Catalina Voica, Hope for Catas Strays
In ihrem Land ist so ein Einsatz für die Tiere nicht selbstverständlich, was unsere Tierschutzreise nach Rumänien und die Rettungsaktion in Cornetu leider erneut gezeigt haben.

Keine Arbeit ist ihr zu schwer. Catalina packt an, um keinen Hund in Cornetu zurücklassen zu müssen. Foto: VETO
Dabei gilt Catalinas Heimatort Bukarest sogar als fortschrittlich in Sachen Tierschutz: „Es gibt eine große Kluft zwischen Bukarest und dem Rest Rumäniens. Die Stadt ist definitiv ein Vorbild für den Rest des Landes, angefangen beim öffentlichen Tierheim und den Gesetzen, die hier gegen Tierquäler durchgesetzt werden.“
Auf dem Land ist die Situation deutlich schlimmer. Tiere werden als Eigentum und Nutztiere betrachtet und Catalinas Arbeit stößt in den meisten Dörfern auf Unverständnis. Das Bewusstsein ändert sich nur langsam:
„Ich denke, das ganze Land muss noch lernen, dass Tiere Familienmitglieder sind. Deshalb führen wir unsere kostenlosen Kastrationsaktionen immer in kleinen Dörfern in armen Landkreisen durch. Wir versuchen, diesen Respekt vor Tieren den Menschen zu vermitteln, die noch nie davon gehört haben.“
Catalina Voica, Hope for Catas Strays
Hope for Catas Strays – eine internationale Gründungsgeschichte
Gegründet hat Catalina ihren Verein 2020, nachdem sie zuvor eine Tierschutzorganisation mit einem Team aus engagierten Deutschen und Schweizern geführt hatte. Nachdem Catalina sich aufgrund von persönlichen Differenzen von dem Verein getrennt hatte, traf sie auf die Niederländerin Brigitte Cuypers – und es hat sofort gepasst: „Sie merkte, dass ich mit meinen damals 80 Hunden Hilfe brauchte, und stand mir, ohne zu zögern, zur Seite und kämpfte wie eine Löwin.“

Bei all der Tragik, den ihr Tierschutzalltag mit sich bringt, verliert die 34-Jährige Rumänin nicht den Mut. Foto: VETO
Obwohl Brigitte zuvor schlechte Erfahrungen mit rumänischen Tierschützenden gemacht hatte, hat sie sich damals mit Catalina zusammengetan und die beiden bilden seitdem ein unerschütterliches Team: „Dank Brigitte haben wir gemeinsam Tausende von Tieren gerettet. Sie ist eine der größten Tieraktivistinnen, die ich je getroffen habe, und sie kämpft mit aller Kraft für jedes Tier in Not. Ich glaube, diese unglaubliche Tierliebe hat eine starke Verbindung zwischen uns geschaffen. Wir wissen, dass wir uns immer aufeinander verlassen können, egal was passiert.“
Sechs Jahre nach der Gründung hat Hope for Catas Strays ein Team aus 12 engagierten Frauen, ein Tierheim, in dem sie rund 600 Tiere beherbergen und eine professionelle Klinik, um die nötige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Wie alle Tierheime sind auch sie fast dauerhaft an der Grenze ihrer Kapazitäten: „Im Moment möchten wir uns eigentlich mehr auf die Hunde konzentrieren, die wir bereits in unserem Tierheim haben, da wir die Anzahl der Hunde durch Vermittlungen reduzieren müssen. Unser Tierheim war permanent überfüllt, weil wir ständig Hunde aus Cornetu aufgenommen haben.“
Um solche Rettungen wie in Cornetu zu ermöglichen und ihr Tierheim am Laufen zu halten, betont Catalina die wichtige Rolle von internationalen Organisationen:
„Ohne die Hilfe von internationalen Vereinen hätten wir in all den Jahren nicht einmal die Hälfte der Hunde retten können. Ohne diese Organisationen würden in ganz Rumänien Millionen weitere Hunde getötet werden.“
Catalina Voica, Hope for Catas Strays
Nun wird erneut Platz für 30 Welpen gebraucht, die im Public Shelter von Târgu Jiu nicht überleben werden. Für die Welpen zählt jeder Tag und je besser sie in den provisorischen, aber sicheren Unterkünfte von Catalinas Verein untergebracht sind, desto höher sind ihre Überlebenschancen.
Weiterentwicklung und Wertschätzung als Grundpfeiler ihrer Arbeit
In ihrer täglichen Arbeit mit den Straßentieren stehen für Catalina Wertschätzung und Weiterentwicklung an erster Stelle: „Meine Lebenserfahrungen machen mich zu einer besseren Tieraktivistin. Ich habe alles aus eigener Erfahrung gelernt und bin überzeugt, dass ich mich jeden Tag weiterentwickle. Zu verstehen, was jeder Hund in seinem Leben durchgemacht hat, egal wie ängstlich oder aggressiv er ist, eröffnet mir eine breitere Perspektive und macht mich geduldiger und professioneller.“
Aufgeben ist keine Option, auch wenn sich die Situation in ihrem Land nur langsam verändert und es ein andauernder Kampf ist, fast täglich mit Tierquälern oder korrupten Regierungsinstitutionen konfrontiert zu werden.
„Ich habe gelernt, dass ich Berge versetzen kann, wenn ich an etwas glaube.“
Catalina Voica, Hope for Catas Strays
Helfen wir Catalina, einen weiteren Berg zu versetzen. 30 Welpen wurden vergangenes Wochenende im Public Shelter von Târgu Jiu entdeckt und müssen in Catalinas Tierheim untergebracht werden. Mit deiner Spende unterstützt du die Unterbringung, Pflege und die medizinische Versorgung der Welpen. Je besser sie in der neuen Unterkunft versorgt werden, desto höher sind ihre Überlebenschancen. Hilf jetzt mit, ihre Leben zu retten!