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Massentötungen in der Türkei: VETO appelliert mit offenem Brief an islamische Verbände

Straßenhunde in der Türkei werden massenhaft getötet. VETO appelliert mit einem offenen Brief an islamische Verbände: Für Barmherzigkeit, Tierschutz und gesellschaftlichen Wandel.

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Straßenhunde in der Türkei brauchen Mitgefühl und Menschen, die Verantwortung übernehmen. Foto: VETO

 
 
 

Offener Brief an islamische Verbände: Für Mitgefühl und Schutz für Straßentiere in der Türkei

Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB), Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD),  Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ), Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e.V.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Brief wenden wir uns an Sie als Stimme einer einflussreichen Gemeinschaft – mit einer dringenden Bitte: Helfen Sie mit, das Leid der Straßenhunde in der Türkei sichtbar zu machen.

 

Täglich erreichen uns Berichte über systematische Gewalt gegen Straßenhunde: Tiere werden eingefangen, getötet oder verschwinden spurlos. Selbst kastrierte und friedliche Hunde sind betroffen. In vielen Tierheimen fehlt es an Versorgung, neue Lager entstehen außerhalb jeder Kontrolle. Es mehren sich Hinweise auf systematische Massentötungen.

 

Dabei ist uns bewusst: Der Islam betont die Verantwortung des Menschen gegenüber allen Lebewesen. Barmherzigkeit und der respektvolle Umgang mit Tieren sind in vielen Lehren tief verankert. Zahlreiche islamische Gelehrte haben sich deutlich gegen Grausamkeit gegenüber Tieren ausgesprochen. Umso wichtiger ist es, klarzustellen, dass diese Massentötungen im Widerspruch zu diesen Werten stehen.

 

Die Praxis widerspricht jeder Form von Mitgefühl – und sie geschieht unter dem Vorwand, die Bevölkerung zu schützen. Doch diese Begründung hält nicht stand. Weder wird durch diese Maßnahmen Tollwut wirksam bekämpft, noch lösen sie langfristig das Problem. Gewalt schafft nur neues Leid – und entfremdet Menschen voneinander.

 

Zugleich entsteht zunehmend gesellschaftliche Spannung zwischen jenen, die die Tötungen unterstützen oder stillschweigend dulden, und jenen, die sich mutig dagegen stellen. Auch international wächst das Unverständnis – immer mehr deutsche Urlauberinnen und Urlauber ziehen einen Boykott in Erwägung. Das Vertrauen schwindet – nicht nur international, sondern auch innerhalb der Gesellschaft.

 

Wir wissen, dass Veränderung nur dann Bestand hat, wenn sie von den Menschen vor Ort getragen wird. Als europäische Organisation wollen wir nicht urteilen oder belehren. Aber wir möchten unterstützen: dabei, Aufklärung zu fördern und Stimmen zu stärken, die sich gegen diese Gewalt wenden.

 

Deshalb wenden wir uns an Sie – nicht nur als religiöse Instanz, sondern als gesellschaftlich einflussreiche Stimme. Sie erreichen Menschen, denen Tiere am Herzen liegen. Menschen, die Mitgefühl und Verantwortung leben. 

 

Bitte helfen Sie mit, zu zeigen: Diese Gewalt geschieht nicht im Namen einer Kultur, einer Religion oder einer Gemeinschaft. Sondern entgegen all dem, wofür wir als Gesellschaft stehen wollen.

 

Ein öffentliches Zeichen – etwa in Form einer Stellungnahme oder der Thematisierung in Ihrer Kommunikation – kann eine große Wirkung entfalten. Es kann Menschen sensibilisieren, Vorurteile abbauen und echten Wandel ermöglichen.

 

Darüber hinaus gibt es Wege, wie Mitgefühl gestärkt und nachhaltiger Wandel gefördert werden kann – zum Beispiel durch:

-Die Unterstützung flächendeckender Kastrationsprogramme statt Massentötungen, wie sie in vielen Ländern erfolgreich umgesetzt wurden.

-Bildungsangebote zum Thema Mitgefühl und Tierschutz – z. B. in Schulen, Moscheen oder Gemeindeveranstaltungen.

-Die Förderung respektvoller Haltung gegenüber Tieren im Alltag durch öffentliche Diskussionen und gezielte Aufklärung.

 

Diese Vorschläge verstehen sich nicht als Forderung, sondern als Einladung zum gemeinsamen Nachdenken – und als Impulse für Wege, wie Verantwortung und Mitgefühl in der Gesellschaft gestärkt werden können.

 

Für Rückfragen oder Austausch stehen wir jederzeit zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Kathrin Pohlmann, VETO

Offener Brief als PDF - jetzt lesen & teilen

Hier kannst du den vollständigen offenen Brief herunterladen:

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Autor VETO-Redaktion
Verfasst von: VETO-Redaktion

VETO ist die Vereinigung europäischer Tierschutzorganisationen. Als gemeinnützige Organisation setzen wir uns für das Wohlergehen von Tierheim- und Straßentieren ein. Wir sind aktives Bindeglied zwischen Spender:innen, Tierschutzorganisationen und starken Partnern in ganz Europa.